Walenpfad: Wanderglück in luftigen Höhen

Fotos: Carina Scheuringer

Das Walengrätli gilt als Schweizer Wanderhighlight. Es ist das aussichtsreiche Herzstück des 10 km langen Walenpfads, der sich um die mächtigen Walenstöcke schlängelt. Teils steil, dann wieder flach führt der abwechslungsreiche Weg von der Bannalp nach Brunni-Engelberg und zählt zu Recht zu den schönsten Routen des Landes.

Eigentlich war es als Scherz gedacht: Zum ersten April lancierte Schweiz Tourismus 2009 die sogenannte Felsenputzer-Kampagne. Sie zeigte eine vermeintlich eigens ausgebildete Putzkolonne, wie sie inmitten unmöglicher Steilhänge herumturnte und mit Besen und Bürsten die Schweizer Berge sauber schrubbte. Die Felsenputzer waren natürlich nicht echt; die blitzblanken Berge aber schon. Und diese sind selbstverständlich von Natur aus so und sie lassen sich nicht am besten mit Bürsten, sondern mit Wanderschuhen erkunden!

Blick auf den Härzlisee und die Brunnihütte.

Stille Wasser sind tief

Insgesamt 500 Wanderkilometer stehen im Innerschweizer Wandergebiet zur Auswahl. Besonders empfehlenswert ist der «Walenpfad», ein Gemeinschaftsprojekt zwischen der Bannalp und der Region Brunni-Engelberg. Der Höhenweg wurde 2010 von Schweiz Tourismus und den Schweizer Wanderwegen zu einer der zwölf schönsten Wanderungen des Landes gekürt.

Kann der Weg auch in beiden Richtungen begangen werden, so wählen wir die Variante mit Startort Bannalp im Engelbergertal. Vom Bahnhof Wolfenschiessen kutschiert uns der Postbus zuerst nach Oberrickenbach, wo wir typisch für den «Seilbähnli-Kanton Nidwalden» gleich zwischen zwei Bahnen wählen können. Etwa fünf Gehminuten voneinander entfernt, werden beide Anlagen von demselben Fahrer bedient, der zwischen den Stationen mittels Töff hin- und herfährt.

Wir entscheiden uns für «sRotä» und schweben wenig später von Fellboden die senkrechte Steilwand empor zum Fusse des Bannalpsees. Oben auf knapp unter 1600 m.ü.M. angekommen, stockt uns der Atem im sanften Morgenlicht ist die Szenerie schlichtweg bezaubernd. Idyllisch schlummert der blaugrüne Stausee, umgeben von blumenübersäten Matten. Dahinter bäumen sich die Walenstöcke mit ihren dunklen Flühen auf, wie mächtige Riesen. Es ist ein Anblick, der uns unweigerlich innehalten lässt.

Tiefblick zur Alp Oberfeld und dem Bannalpsee mit dem Bergrestaurant von Geovanny Villagra und Marianne Annen-Bissig.

Geovanny Villagra und Marianne Annen-Bissig wissen um diesen Zauber. Ihr heimeliges Berggasthaus Bannalpsee liegt inmitten dieser wildromantischen Kulisse. Auf der grossen Sonnenterrasse mit Seeblick servieren sie warmes Essen und Kaffeespezialitäten wie «Geovannys Kaffee» und «Bannalp Kaffee im Chacheli.»

So sehr es uns auch reizt, gleich einzukehren, müssen wir uns am heutigen Morgen die Rast erst verdienen. Über den Staudamm erreichen wir die andere Uferseite und darüber den Einstieg in den Walenpfad. An der Wegkreuzung treffen wir wieder auf jene, die in Oberrickenbach «sblaiä Bähnli» zur Chrüzhütte gewählt haben.

Vom erhöhten Weg zeigt sich der Stausee nun in all seiner Pracht. In den 1930er Jahren wurde er als einziger im Kanton zur Stromerzeugung aufgestaut und beliefert heute das Kraftwerk Oberrickenbach mit rund 8 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr durch eine 1100 Meter lange direkte Druckleitung.

Sepp Waser bläst regelmässig für seine Gäste das Alphorn.

Ruf der Berge

Den See zur Rechten, beginnt der Weg nun immer steiler anzusteigen. Nach einer Stunde ist die Bio Alp Oberfeld erreicht. Seit achtzehn Jahren sömmern Sepp Waser und seine Frau hier allerlei Tiere unter anderem vom Aussterben bedrohte Pfauenziegen, Kühe und Schweine und verarbeiten täglich bis zu 120 Liter Milch im Kupferkessel über dem offenen Feuer. Ihre Spezialitäten können sowohl in der sympathischen Beiz, als auch im Lädeli gekauft werden. Zudem bietet das Älplerpaar Geissentrekking und Übernachtungsmöglichkeiten im Massenlager sowie in der exklusiven «Oberfeld-Suite» im neuen Alpstall an.

Und es lohnt sich, hier zu verweilen. Unvergesslich ist Sepps täglicher Alpruf oder das Ständchen auf dem Alphorn: Ruft der Älpler die Berge, so rufen sie auch immer zurück!

Weg der freudigen Überraschungen

Nach einer musikalischen Einlage und einem Erfrischungsgetränk folgt für uns nun der anspruchsvollste Teil der Wanderung. Immer steiler werden die Aufstiege, immer ausgesetzter führen gut gesicherte Wege in schwindelerregende Höhe. Doch sie sind aussichtsreich wie kaum andere. Einmal die Walengräben durchquert, erreichen wir auf 1943 m.ü.M mit dem Walegg den höchsten Punkt der Tour und lassen das Panorama in aller Ruhe auf uns wirken: Oberrickenbach liegt uns nun zu Füssen; die Häuser klein wie Legosteine. Dahinter reicht der Weitblick bis über das Mittelland hinaus, schweift vom Stanserhorn zum Pilatus und weiter zur Rigi bis zu den Glarner Alpen.

Sepp Infanger vom Walenhüttli.

Viele Wanderer halten hier zur Rast, doch wir folgen dem Weg hinab durch Wiesen und Weiden zum Walenhüttli und packen dort auf der gemütlichen Sonnenterrasse von Sepp Infanger unseren «Mittags-Rucksack» aus. Der 85-Jährige, der die Hütte nur in den Sommermonaten bewohnt, hat dazu das perfekte Getränk. Wir hinterlassen dem freundlichen Gastgeber dankbar ein paar Franken und machen uns auf den Weg.

Die nächste Überraschung folgt unmittelbar: Mit einem Mal befinden wir uns mitten im Wald! Der Boden ist weich; der Wegrand vermoost. Die Luft angenehm kühl. Wir atmen tief ein und geniessen den kurzen schattigen Abschnitt, bevor es weiter über Geröllfelder und Alpweiden zum Aussichtspunkt Rosenbold geht. Von hier ist der Härzlisee und die Brunnihütte nur noch ein Katzensprung gut so, denn natürlich wollen wir auf eine Kneipprunde nicht verzichten!

Härzlisee mit Barfussweg Kitzelpfad.

Rund um den See sind Seile gespannt, zwischen denen man abwechselnd im Wasser und am Ufer barfuss auf Naturmaterialien wie Moor, Holzschnitzel und Steinen spazieren und so die Füsse angenehm massieren kann. Der liebevoll angelegte «Kitzelpfad» ist nur eine der zahlreichen Attraktionen in der Ausflugsregion Brunni-Engelberg. Zudem gibt es noch einen Barfussweg, eine Sommerrodelbahn, einen Abenteuerspielplatz, Klettersteige, Grillstellen sowie einen Imbiss und ein grosses Restaurant. Anstatt weiter zu wandern, machen wir uns kurzerhand auf Erkundungstour und lassen uns zu guter Letzt mit der Seilbahn nach Engelberg tragen. Der perfekte Abschluss eines traumhaften Tages!

Nützliche Informationen:
 

RailAway Kombi-Angebot 

10% Ermässigung auf die Walenpfad-Rundreise (einfache Zugfahrt WolfenschiessenEngelberg, Luftseilbahnen EngelbergRistis und Bannalp Oberrickenbach, einfache Postautofahrt OberrickenbachWolfenschiessen) 

Angebot gültig bis 31. Oktober 2018 


Walenpfad Rundreise-Billet: Die Tickets können bei den Luftseilbahnen, am Bahnhof Wolfenschiessen, sowie im Postauto 

bezogen werden. Sie beinhalten: Luftseilbahn Engelberg-Ristis, Luftseilbahn Fell-Chrüzhütte (Bannalp - Oberrickenbach), Postauto Oberrickenbach - Wolfenschiessen 

Zentralbahn Wolfenschiessen - Engelberg oder in die entgegengesetzte Richtung, Gutschein für 1 Gratisfahrt auf der Sommerrodelbahn Ristis 

Erwachsene CHF 42 Standard 

Gültig bis 11. November 2018 

Weitere Informationen zum Walenpfad: walenpfad.ch 

sbb.ch/walenpfad 

Kontakte:

Brunni-Bahnen Engelberg AG 

Wydenstrasse 55, 6390 Engelberg 

+41 (0)41 639 60 60, brunni.ch 

Berglodge Restaurant Ristis: berglodge-ristis.ch


Luftseilbahnen Bannalp 

LFCh AG, Fell 3, 6387 Oberrickenbach 

+41 (0)41 628 16 33, bannalp.ch 


Berggasthaus Bannalpsee: restaurant-bannalpsee.ch 

Alp Oberfeld: waser-bergwelt.ch 

Brunnihütte SAC: brunnihuette.ch