Tropenhaus Frutigen: Das 10-jährige Jubiläum

Fotos: Carina Scheuringer

Frutigen | Vor zehn Jahren kam «der Fisch auf den Berg», als in Frutigen ein innovatives und ambitioniertes Projekt realisiert wurde: Ein Tropenhaus mit wärmeliebenden Fischen und exotischen Pflanzen inmitten der Alpen. Warum? Weil es Sinn machte! Tauchen Sie im Zuge des Jubiläums in diese faszinierende Geschichte ein und erleben Sie einen aussergewöhnlichen Ort!

Manchmal kommt das Beste unverhofft! So passiert im Berner Oberland. Beim Bau des LötschbergEisenbahntunnels trat in Frutigen plötzlich warmes Wasser an die Oberfläche. Es stellte die Region vor eine Herausforderung. Mit seiner Temperatur von 18-22°C konnte man es nicht einfach in Kander leiten, da dies den einheimischen Fischbestand gefährdet hätte. Eine Lösung lieferte der damalige Oberbauleiter Peter Hufschmied, selbst leidenschaftlicher Fischer und eng mit der Region verbunden. Er schlug vor, aus der Not eine Tugend zu machen und den Wärmeüberschuss für die Zucht von wärmeliebenden Fischen und exotischen Pflanzen zu verwenden.

2019 wird die Idee nun stolze zehn Jahre alt. Das Tropenhaus Frutigen ist mit seiner Kombination von tropischem Ambiente und Aquakultur in alpiner Umgebung weltweit einzigartig. Es wurde bereits mehrmals ausgezeichnet, darunter auch als eine der schönsten «Erlebnislocations» des Landes und gilt als Pionier auf dem Gebiet der Fischzucht in landbasierten Aquakulturen.

In der ersten Dekade wurden viele Projekte realisiert. Neben der Lancierung des ersten Schweizer Kaviars 2011 zählen der Ausbau der Restaurants 2012 und 2016 und die komplette Neugestaltung der Ausstellung «Wie der Fisch auf den Berg kam» (ebenfalls 2016) zu den wichtigsten Meilensteinen. Stets wurde auch das Erlebnisangebot für Besucher erweitert. Heute kann man nicht nur Störe hautnah erleben, über exotische Pflanzen lernen, gediegen speisen und inmitten des Tropengartens eine romantische Nacht verbringen. Es ist unter anderem auch möglich, selbst aktiv zu werden und zum Beispiel eigenes Kräutersalz oder tropische Schokolade herzustellen. Vor allem aber bietet das Tropenhaus seinen Gästen einen schönen und stets auf Neue faszinierenden Ort, Wind und Wetter zu entfliehen und mitten im Grünen zu jeder Jahreszeit den ewigen, perfekten Sommer zu geniessen. Schon alleine deswegen lohnt sich der Besuch und in diesem Jahr umso mehr!

Das 10-jährige Bestehen wird im Tropenhaus Frutigen gebührend gefeiert. Neben Spezialangeboten gibt es auch eine Reihe an neu konzipierten Erlebnisführungen und besondere Jubiläums-Veranstaltungen. Eines der grössten Highlights ist die Jubiläums-Sonderausstellung «Die Rückkehr der Störe.» Die Wanderausstellung des Deutschen Meeresmuseums Stralsund ist ab 1. März zu sehen und thematisiert die Wiederansiedlung der Störe, die in weiten Teilen Europas ausgestorben sind. Seit 1990 läuft das Projekt mit Erfolg, wie man erfahren kann.

Mitfeiern!


Jubiläumsangebote:

Das Grosse 10er-Special: Im November 2019 wird das Tropenhaus 10 Jahre alt. Daher sind alle Eintritte während dieses Monats auf 10 Franken reduziert.

10er-Package: Von 1. Oktober bis 30. Dezember gibt es ein Überraschungs-Paket aus zehn exotischen Angeboten. Die perfekte Geschenkidee für andere oder sich selbst!


Jubiläumsevents:

Kindertag mit Marius von der Jagdkapelle am 24. März

Verschiedene Stationen laden zum Spielen und Mitmachen ein, wie z. B. Märli-Ecke, Natur zum Anfassen, Basteln, Malen, Kinderschminken und vor allem das beliebte Kinderkonzert mit Marius von der Jagdkapelle ab 14:30 Uhr.


Monats-Hit 10 Jahre

Von 1. Oktober bis 30. Dezember bietet die prämierte Küche des Tropenhauses einen kulinarischen Querschnitt durch die exotisch-exquisiten Spezialitäten des Hauses, natürlich raffiniert kombiniert mit Gutem aus der Region.


Tag der offenen Tür am 21. November, 10:00-17:00 Uhr

Erkunden Sie am Tag der offenen Tür gratis jeden Winkel des Tropenhauses mit all seinen spannenden Themen.


Jubiläumsanlass am 21. November ab 18:00 Uhr

Ein unvergesslicher Abend im Anschluss an den Tag der offenen Tür. Bei ausgelassenem Apéro, vorzüglichem Dinner und fetzigen Rhythmen feiert das Tropenhaus in das elfte Jahr hinein.


Interview zur Jubiläumsausstellung

Prof. Dr. Dr. h.c. mult Harald Rosenthal, Vorsitzender der «Weltgesellschaft zum Schutz der Störe», eröffnete die neue Sonderausstellung im Tropenhaus Frutigen. Im Interview gibt er spannende Hintergrundinformationen.

Der Stör ist ein Fisch der Urzeit. 200 Millionen Jahre lang belebte er die Flüsse Europas. Heute ist der Stör in der Schweiz ganz und im europäischen Atlantik fast vollständig ausgestorben und weltweit bedroht. Was ist passiert?

Das Aussterben hat drei Gründe, von denen der gravierendste dieGewässerverbauung ist. Störe haben sehr lange Lebenszyklen und kehren wie Lachse zum Laichen zu ihren Ursprüngen zurück. Wenn die Wege abgeschnitten werden, sterben sie aus. Überfischung und Verschmutzung der Gewässer beschleunigen diesen Prozess. Ein weiterer Faktor ist, dass wirksame Massnahmen zum Schutz der Bestände sehr spät und nur lokal eingeläutet wurden. Da die Lebensräume aber über Landesgrenzen hinausgehen, kann nur ein gemeinsames, internationales Programm Erfolg haben.

Warum ist der Stör schützenswert?

Wegen seiner langen Lebenszeit von bis zu 140 Jahre und seiner langen Geschichte. Der Stör hat viele Eiszeiten und Klimaveränderungen durchlebt. Wir können von ihm lernen. Er hat auch wie wir sagen ein ausgeprägtes Umweltgedächtnis. Weil er so alt wird, akkumulieren sich Nachweise von Umweltereignisse in einem einzelnen Individuum. Man konnte zum Beispiel feststellen, wann die Amerikaner in den 1950er Jahren in den pazifischen Atollen ihre Atombombenversuche gemacht haben. In demselben Fisch fanden sich auch Nachweise von Tschernobyl und Fukushima!

Wie setzt sich die Weltgesellschaft für den Stör ein?

Auf verschiedenste Weise. Erstens bemühen wir uns, die Forschungsschwerpunkte und Ziele auf internationaler Ebene zu definieren und drängen darauf, dass die Arbeiten auch durchgeführt werden, um so eine effektive Wiederansiedlung umzusetzen. Wir veranstalten alle vier Jahre ein internationales Symposium, wo die neuesten Erkenntnisse präsentiert werden. Diese Erkenntnisse evaluieren wir. Aus den wissenschaftlich wertvollsten Daten entsteht die Deklaration, die zuletzt in Wien von 21 Nationen gezeichnet wurde. Um die darin enthaltenen Empfehlungen umzusetzen, erstellen wir dann globale Aktionspläne. Wir machen natürlich auch viele andere Veranstaltungen und viel Öffentlichkeitsarbeit.

In Frutigen werden Sibirische und Russische Störe gezüchtet. Wie schätzen Sie die Bedeutung des Tropenhauses ein?

Das Tropenhaus Frutigen ist eine fantastische Geschichte. Peter Hufschmied lernte die Störzucht an der Wolga kennen. Ich durfte ihn zum ersten Mal bei einem Stör-Symposium im Iran treffen und erlebte ihn als kreativen, vielseitig und kritisch denkenden Menschen, der auch den Mut hatte, neue Ideen umzusetzen. Seine Inputs wurden immer sehr geschätzt. Ich war bereits bei der Einweihung des Tropenhauses vor zehn Jahren vor Ort und beeindruckt, dass dies aufbauend auf den neuesten Erkenntnissen umgesetzt worden war. Das Tropenhaus produziert nicht nur Fischfleisch und Kaviar, der den Druck auf die Fischerei entlastet; sondern leistet auch eine wichtige Aufklärungsarbeit und liefert uns wissenschaftliche Informationen. Ich schätze daher die Wichtigkeit hoch ein!