Swissclassic: Das besondere Wandererlebnis

Fotos: Ruedi Thomi und Nadja Isenschmid

Jeden Tag ein neues Abenteuer, unvergessliche Geschichten und Momente: Das verspricht das alljährlich im Frühherbst stattfindende Swissclassic. Etwa 110 Leistungskilometer werden in maximal vier Tagen inmitten der schönen Schweizer Bergwelt absolviert. Das Beste daran: Jeder Teilnehmer kann sich die Route selbst einteilen und muss sich keinem durchgetakteten Terminplan anpassen. Bevor nun im Frühling die Anmeldungen für Herbst 2019 freigeschaltet werden, sprechen wir mit Nadja Isenschmid über ihre Erlebnisse bei der letztjährigen Tour.

Weitwandern ist für dich nichts Neues. Du warst unter anderem bereits in Kanada, Schweden, Finnland und Alaska unterwegs. Worin liegt für dich der Reiz einer mehrtägigen Tour mit Übernachtung im Biwak/Zelt?

Mich reizt es, die Schönheit der Natur und ihre Tierwelt zu entdecken; einfach die Ruhe zu geniessen und zu schauen, wie weit mich meine Füsse tragen können. Mehrtagestouren mit Rucksack und Biwak/Zelt helfen mir, abzuschalten und den Moment und die Zeit mit meiner Hündin Maïly intensiver zu geniessen. Ich mag die Herausforderung, eigene Strecken zu planen und dann einfach loszuziehen und zu sehen, was auf mich zukommt.

Warum wolltest du das auch unbedingt einmal in der Schweiz erleben?

Immer, wenn ich in ferne Länder reise, denke ich wie schön auch die Schweiz ist und sage mir: «Das nächste Mal bleibe ich hier!» Schliesslich gibt es in der Schweiz auch traumhafte und einsame Täler. Das einzige, was mir in der Heimat jedoch manchmal fehlt, ist die unendliche Weite, die noch viel wildere Tierwelt und die Erlaubnis, wild zu campen.

Warum stand das Swissclassic auf deiner Wunschliste?

Ich habe vor einigen Jahren von diesem alljährlichen Wanderanlass gehört und war begeistert. Beim Swissclassic gilt es, 100 Leistungskilometer in drei bis vier Tagen in eigener Regie zu bewältigen ich mag solche Herausforderungen. Ich war auch neugierig auf die geplante Strecke und die anderen Teilnehmer. Es ist immer schön, Gleichgesinnte zu treffen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam neue Gebiete kennenzulernen.

Letztes Jahr war es dann soweit. Wie wurdest du zur Teilnehmerin?

Per Zufall habe ich auf der Facebookseite von TRANSA den Wettbewerb entdeckt. Zu gewinnen gab es einen Startplatz für das Swissclassic Biwak 2018. Spontan habe ich ein Foto meines letzten Abenteuers in Schweden hochgeladen. Einige Freunde stimmten für mich ab, doch ein anderer Teilnehmer hatte die Nase vorne. Meine Hoffnungen schwanden. Kaum hatte ich aber das lange Wochenende anderweitig verplant und ein Trainingslager gebucht, kam eine Nachricht der eigentliche Gewinner fiel aus und ich durfte nachrücken. Diese Chance wollte ich mir nicht entgehen lassen! Zum Glück konnte ich alles absagen bzw. umorganisieren.

Was stand genau auf dem Programm?

Geplant war, in drei bis vier Tagen von Oey Diemtigen über Berg und Tal zu den Simmenfällen in der Lenk zu laufen und im Zelt bzw. Biwak zu übernachten. Die Route verlief über 60 km und insgesamt 4'700 Höhenmeter. Das bedeutete 108 Leistungskilometer und eine reine Laufzeit von 24 Stunden. Als Verpflegung gab es unterwegs leckeren Lunch von den Alpwirtschaften, Trekkingmahlzeiten und einen gemeinsam gekochtes «Znacht» am Lagerfeuer.

Was waren deine Erwartungen an die Tour?

Ich erwartete eine wunderschöne, abwechslungsreiche, aber auch herausfordernde Tour mit neuen Bekanntschaften, Gesprächen und Naturerlebnissen. Noch nie hatte ich mit Rucksack so viele Höhenmeter pro Tag absolviert. Ich wusste, dass es anstrengend werden würde und war gespannt, wie gut Maïly und ich dies meistern würden.

Wie hast du dich vorbereitet?

Da der Entscheid erst zwei Wochen vor dem Start fiel, gab es wenig Zeit für die Vorbereitung. Maïly und ich waren zum Glück körperlich fit. Somit habe ich mich mehr mit der Ausrüstung beschäftigt ich habe geschaut, was noch fehlte und sicherlich zwei, drei Mal umgepackt.

Apropos Ausrüstung Beim Swissclassic Biwak sind die Teilnehmer mit einem rund 11-16 kg schweren Rucksack unterwegs. Was hattest du mit dabei und was würdest du anderen empfehlen?

11-16 kg wären schön gewesen! Ich war mit 20 kg unterwegs und wurde öfter darauf angesprochen. So auch von den Helfern, die zu Beginn der Tour unsere Rucksäcke abwogen. Sie hatten viele gute Tipps. Da ich mir aber die Ausrüstung mit niemanden teilen konnte und auch Hundefutter mittrug, konnte ich kaum Gewicht einsparen. Zur Ausrüstung gehört für mich neben dem Rucksack ein gutes Zelt/Biwak, eine gemütliche Matte, ein warmer Schlafsack und ein kleiner Kocher. Je nach individuellen Ansprüchen und Wünschen gibt es bei der Ausrüstung von ultralight bis luxuriös aber natürlich alles!

Was war dein Luxus im Gepäck?

Ich habe immer mehr Schokolade dabei als nötig. Mein schwerstes Luxusgut ist normalerweise eine Spiegelreflexkamera. Dieses Mal liess ich sie aber zuhause.

Man sagt, Essen schmecke nie so gut, wie nach einem langen Marsch auf dem Berg. Was sagst du dazu?

Das stimmt! (lacht) Nach einer langen Wanderung freut man sich immer sehr auf das Essen. Zum Frühstück und Abendessen gab es jeweils gefriergetrocknete Trekkingmahlzeiten, die wir auf unserem Kocher zubereitet haben. Die Highlights waren aber die leckeren Lunchpakete mit Wurst, Käse und Brot und das gemeinsame Kochen und Essen am Lagerfeuer am Freitagabend.

Was waren die schönsten Begegnungen?

Ich hatte viele schöne Gespräche unterwegs. Gleich am Anfang haben mich Spaziergänger gefragt, wo ich den hin möchte mit dem grossen Rucksack und meinem vierbeinigen Begleiter. Sie hatten noch nie vom Swissclassic gehört und staunten über die Strecke. Zum Schluss wünschten sie mir und Maïly alles Gute für die Tour. Solche Gespräche ergaben sich immer wieder auch mit den Älplern. Diese begegneten uns auch bei einem Alpabzug. Und einmal kamen wir in den Genuss eines Alphornkonzerts.

Wie war das Miteinander unter den Teilnehmer?

Sehr herzlich und unkompliziert. Wir haben einander geholfen und es wurde viel gelacht. Am schönsten war der Moment, als alle oben an der Grimmi waren. Wir haben uns mit jedem gefreut, der den Aufstieg geschafft hatte und genossen miteinander die schöne Aussicht. Ich hatte Swissclassic alleine mit Maïly begonnen, traf unterwegs andere Teilnehmer und kam schlussendlich mit einer tollen Gruppe bei den Simmenfällen an.

Wie war dein Tagesablauf und was war dein Highlight?

Am Morgen nach dem Anziehen drehte ich mit Maïly eine kleine Runde; dann gab es Frühstück und nach dem Zähneputzen packte ich unsere sieben Sachen. Nach dem Abmelden und einpacken der Verpflegung, machten wir uns auf den Weg. Pro Tag liefen wir 4-7 Stunden. Die abendliche Ankunft war für mich das tägliche Highlight, ebenso wie die wunderschönen Aussichten. Besonders geschätzt habe ich auch die Gespräche mit den anderen und das Schlafengehen...

Wie würdest du jemanden, der noch nie im Zelt/Biwak auf dem Berg geschlafen hat, die Besonderheit einer solchen Nacht beschreiben?

Man muss es selbst auszuprobieren, denn eine Nacht wie diese ist unbeschreiblich. Das allererste Mal, als ich nur mit Maïly unterwegs war, habe ich das Zelt erst im Dunkeln aufgestellt damals war mir noch etwas mulmig zumute. Bis auf das leise Plätschern des Bächleins und das Pfeifen des Windes hörte ich nichts. Heute empfinde ich es immer als ein Stückchen Gefühl von Freiheit, alleine irgendwo zu übernachten und die Ruhe zu geniessen.

Was sind deine Tipps für einen angenehmen Schlaf im Biwak?

Im Zelt/Biwak schlafe ich am besten mit einer gemütlichen Isomatte, einem warmen Schlafsack und einem Packsack gefüllt mit Kleidern als Kopfkissen. Etwas Bewegung vor dem Schlafengehen wärmt den Körper noch einmal auf. Zum Schlafen trage ich lange Ski-/Thermo-Unterwäsche, warme Socken und eine Mütze. Oft wickle ich zusätzlich meine Daunenjacke um die Füsse. So ist auch die Jacke am Morgen schön angewärmt.

Wurden deine Erwartungen an die Tour erfüllt?

Sie wurden übertroffen! Es war eine unvergessliche Mehrtagestour durch eine traumhafte Bergwelt. Ich kann dem Team nur für die tolle Organisation danken!

Wem würdest du die Biwak Swissclassic empfehlen?

Wer gerne Neues ausprobiert, sich gerne fordert, die schöne Bergwelt geniessen und neue Bekanntschaften schliessen möchte, ist beim Swissclassic genau richtig! Die Biwak-Variante ist für alle geeignet, die dabei auch gerne mit Rucksack und Zelt/Biwak unterwegs sind. Die Tour ist eine tolle Möglichkeit auch für jene, die ein Abenteuer wie dieses nicht alleine machen wollen. Gute Kondition ist aber empfehlenswert!

Was steht bei dir nun auf dem Wunschprogramm?

Noch ganz viel! Auf jeden Fall weitere Touren in der Schweiz und hoffentlich bald auch eine Übernachtung im selbstgebauten Iglu. Im Herbst möchte ich wieder nach Skandinavien reisen, um dort anschliessend den Winter als Doghandler und Huskyguide zu verbringen. Langweilig wird es bestimmt nicht...

Praktisches


Save The Date:

Swissclassic vereint die Herausforderung der eigenen Leistungsfähigkeit mit einem unvergesslichen Naturerlebnis. Die Teilnehmer können zwischen einer Hütte und einer Biwakvariante auswählen. Beide Anlässe finden jeweils im September statt und werden durch eine Gruppe freiwilliger Helfer zusammen mit dem Initiator Ralph Hartmann organisiert.

Swissclassic Biwak: 5. bis 9 September 2019

Swissclassic von Hütte zu Hütte:18/19. bis 21/22. September 2019

Anmeldung ab 7. März 2019 unter sclassic.ch


TRANSA unterstützt das Swissclassic. Ausrüstung und individuelle Beratung finden Sie an sechs Standorten (Basel, Bern, Luzern, St. Gallen, Winterthur & Zürich)

+41 (0)848 0848 11

transa.ch

Spot Tipp: Der ideale Begleiter


Planen Sie wie Nadja einen längeren Trek? Der «Manaslu ND 50:65» von «Lowe Alpine» ist ideal für mehrtägige Trekking- und Rucksackreisen. Damit Sie die 50 bzw. 65 Liter Gepäck schultern können, bringt er das VT-Plus-Tragesystem mit. Dieses beinhaltet eine ergonomische Aufhängung der Schultergurte, einen innenliegenden Aluminiumrahmen, eine schnell trocknende Rückenplatte sowie anpassbare und vorgeformte, frauenspezifische Hüftgurte. So können Sie die Last stets gut verteilen. Der Boden ist extra verstärkt, damit Sie den Rucksack auch mal absetzen können. Neben dem Hauptfach sorgen Innenfach, Seitenfächer, Bodenfach und Taschen am Hüftgurt für Ordnung in Ihrem Material. Die seitlichen Kompressionsriemen halten Ihre Stöcke fest und wenn Sie dann noch was tragen können, lässt sich weiteres Equipment auch aussen an den Schlaufen befestigen.


Preis: CHF 254.90, erhältlich bei TRANSA, transa.ch