SUP-Tour Zugerland: Fahrt ins Blaue

Letzte Sonnenstrahlen schleichen durch die verwinkelten Gassen der Altstadt. Sattel- und Walmdächer funkeln. Der altehrwürdige Zytturm strahlt. Der blaue Teppich ist ausgerollt. Spiegelglatt liegt der Zugersee da; seine Tiefen unergründlich; sein Horizont gerade so weit wie der Ozean. Sanft umspülen Wellen das Ufer. Andächtig wippen nicht nur Enten und Schwäne in ihrem Rhythmus. Auch unsere Paddelboards schaukeln sachte, während wir die Wassersäcke festschnallen. Zelt, Schlafsack, Iso-Matte, Kleidung, Proviant für Kurzferien braucht es nicht viel.

Noch vor einer Stunde sassen wir in Zürich im Bürosessel; jetzt ziehen Fischschwärme unter unseren Füssen hindurch. Manche reisen in ferne Länder; wir fahren mit dem Zug und aufblasbaren SUPs an den Zugersee so funktioniert Tiefenentspannung im Rekordtempo. Einfacher geht es kaum.

Bald ziehen am Ufer Hafenrestaurant und Strandbad vorbei. Der Alltag ist längst vergessen. Von Stress und Hektik keine Spur. Umso weiter wir paddeln, desto mehr färbt die besinnliche Stimmung des Sees auf uns ab. Die Gedanken verlieren sich und auch die Schläge drosseln ihre Geschwindigkeit. Irgendwann setzen wir uns ab und lassen uns treiben bis uns nahe des Campingplatzes der Duft frischer Holzofenpizza in die Nase steigt.

Am nächsten Morgen ist der Zugersee wolkenverhangen. Himmel und Erde fliessen ineinander. Aus der Ferne ruft die Stadt und wir erhören sie. Für ein Weilchen tragen uns die Füsse. Paddeln im Regen muss nicht sein.

Erst am Nachmittag ziehen wir weiter; der Himmel nun wieder ein blitzblauer Dom. Kurz vor dem Schloss St. Andreas legen wir uns bäuchlings auf die Boards, die Arme unter dem Kopf verschränkt, wie auf einer Luftmatratze, und schenken der Natur unsere volle Aufmerksamkeit. Das Wasser schimmert in Farbtönen von grün bis kobaltblau; am Ufer erhebt sich der Villettepark wie eine Oase. Enten dösen unter knorrigen Bäumen. Wir schlagen einen weiten Bogen um das romantische Inseli, das wie der Grossteil der Uferzone unter Naturschutz steht. Später kehren wir im Restaurant auf ein Stück Zugertorte ein. Ein letztes Mal winken wir dann dem Zugersee zu, bevor es mit den ÖVs weiter nach Unterägeri geht.

Auf dem Campingplatz stellen wir dort unser Zelt am Wasser auf, kühlen eine Flasche Wein im See und braten unsere mitgebrachten Würste. Dann lehnen wir uns zurück, Füsse im Wasser und schwatzen, bis die Nacht den Tag ablöst. Aloha am Ägerisee, der türkisblauen «Perle des Kantons», wo immer ein Stück Geschichte mitschwimmt. Schwer vorstellbar, aber wahr: Vor über 700 Jahren war das südöstliche Seeufer dieses Naturidylls Schauplatz der Schlacht am Morgarten.

Heute gehts beim Stand-UpPaddeln, Baden oder Schifffahren natürlich friedlich und entspannt zu. Fischrestaurants locken mit einheimischem Rötel, Badis mit lauschigen Kieselstränden. Immer wieder gebe es Grund anzuhalten, doch wir bleiben am nächsten Tag auf dem Wasser meistens jedenfalls. Gleich zu Beginn führt uns der Reiseweg der Glücklichen über die Lorze zur Bäckerei Zumbach in Unterägeri immer ein Muss und später zur Seebeizli Studenhütte auf einen Kaffee mit Rigiblick.

Ansonsten tauchen wir in die Natur ein, gleiten zwischendurch auch immer mal ins Wasser, eine Hand am Board, den Kopf an der Sonne. Das Ufer wirkt wie eine Wand, die die Welt zuverlässig aussperrt. Am Horizont stehen Uri Rotstock und Fronalpstock Spalier. Heute am See gibt es nur uns und uns allein. Wir bestimmen das Tempo. Und das ist gemächlich zumindest bis wir beim Morgarten Denkmal vom Board und in den Bus steigen, der uns zurück in den Alltag bringt. Ferien vor der Haustüre? Im Zuger Seenland ein Kinderspiel.