SUP & HIKE: Entdeckungen am Zürichsee

Fotos: Justin Hession, PlanetVisible

Zürichsee | Sie stehen auf Wasser? Dann sind Sie auf dem Zürichsee goldrichtig! Auf einer Fläche von 88,2 Quadratkilometer gibt es viel zu erleben; besonders, wenn man nicht nur mit dem Stand-Up-Paddel unterwegs ist, sondern auch die Wanderschuhe im Gepäck hat. Wir holen uns Tipps von «Indiana Paddle & Surf»-CEO Maurus Strobel und erkunden das Gebiet zwischen Feldbach und Männedorf zu Land und zu Wasser.

Heute ist der Zürichsee kein See, sondern ein Meer. Himmel und Erde fliessen ineinander. Die Wolken hängen tief; Nebelschwaden ziehen umher. Es gibt kein Ufer, kein Land. Keinen Anfang und kein Ende. Nur Grau, helles und dunkles Grau. Und Wasser. Überall Wasser. Dazu weht dieser Wind, der alle Geräusche verschluckt und unser Stand-Up-Paddel auf kleinen Wellen zum Schaukeln bringt. Heute ist es so, als existiere der Zürichsee in einer parallelen Welt; weit weg vom geschäftigen Treiben der Stadt.

Maurus Strobel liebt diese Tage auf dem Zürichsee, wenn es kaum andere Menschen oder Boote gibt. Auf einmal hat man viel Raum. Raum, um dem Alltag zu entfliehen, um den Gedanken freien Lauf zu lassen und sich zu verlieren in der Weite der Wellen. Wenn Maurus von Tagen wie diesen erzählt, beginnen seine Augen zu leuchten. Seit zehn Jahren ist er mit seinem Stand-Up-Paddel auf dem Zürichsee unterwegs. Das Erlebnis hat für ihn bis heute nichts an Zauber eingebüsst.

Sein Werdegang begann, wie man es kaum vermuten möchte nämlich auf dem Asphalt. In jüngeren Jahren war der gebürtige Zürcher Skateboarder. Zwei Mal holte Maurus bei Weltmeisterschaften für die Schweiz Gold im Slalom. Dabei lernte er den Gründervater der Marke «Indiana Skateboards», Christof Peller, kennen, der in den 1980er-Jahren in einer Waschküche in Herrliberg seine ersten Skateboards fertigte. 2010 entschieden die beiden gemeinsam ihre Bretter «from the streets to the ocean» zu bringen. Daraus entstand die Firma «Indiana SUP.» Der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Auf die Bretter!

Heute betreibt «Indiana Paddle & Surf» unter dem Dach der «White Wave AG» in Oberrieden in Kooperation mit Partnern Stand-Up-Paddel-Stationen in der ganzen Schweiz. Bei der Wakeboardschule «Ceccotorenas» in Stäfa kann man so nicht nur «Indiana»-Boards mieten, sondern auch Kurse belegen. Die Nachfrage ist gross und stetig steigend. Für Maurus liegt der Grund auf der Hand: «Stand-Up-Paddeln ist weder schwierig noch teuer oder zeitaufwendig. Die meisten Anfänger stehen schon nach zehn Minuten zum ersten Mal auf dem Brett und versuchen Paddelschläge. Mit den richtigen Tipps geht es danach Schlag auf Schlag. Wichtig ist neben der Körperhaltung und Standposition vor allem die Paddeltechnik», erklärt er. «Zum Beispiel sollte man das Paddel nicht zu weit nach hinten ziehen, sondern es ungefähr auf Höhe der Fersen wieder aus dem Wasser holen, bevor man zum nächsten Schlag ansetzt. So vergeudet man keine Energie.»

Wir hängen an den Lippen des Zürchers. Seine Inputs sind nicht nur für Anfänger hilfreich; auch erfahrene Paddler wie wir können viel von Maurus lernen. Mit spielerischer Leichtigkeit gleitet er auf seinem Board über die Wasseroberfläche. Das Brett ruhig und kontrolliert; der Kurs schnurgerade. Wir folgen; versuchen, jede Bewegung nachzuahmen. Wie gut wir aufgepasst haben, wird sich zeigen. Nach dem Blitzkurs mit Maurus in Stäfa beginnt unsere Stand-Up-Paddel- und Hike-Tour am Zürichsee erst so richtig.

SUP, ahoi am Zürichsee

Die aufblasbaren Mietbretter in Taschen verstaut, fahren wir mit dem Zug nach Feldbach und finden dort die ideale Einstiegsstelle beim Aussichtspunkt «Schirmensee.» Der Nebel hat sich in der Zwischenzeit gelichtet und gibt den Blick auf den verträumten Weiler mit seinen historischen Häusern frei. Wir paddeln langsam und entspannt; geniessen die Entschleunigung. Für die Stand-Up-Paddel-Etappe haben wir mit der Fahrt von Feldbach nach Stäfa bewusst eine kurze Distanz gewählt. Damit wird der Weg das Ziel. Und der Weg ist aussichtsreich. Am Ufer ziehen Rebberge, historische Häuser, gepflegte Gärten und stattliche Anwesen vorbei. Sie lassen uns träumen.

Bei der öffentlichen Badestelle Risi Uerikon halten wir zur Rast. Auf der lang gestreckten Wiese spenden alte Bäume Schatten an Sonnentagen. Ein kleiner Kiosk bietet Snacks und Getränke zum Verkauf. Normalerweise ist er gut besucht. Heute ist jedoch wenig los. Auch in der kleinen Badi Länder Uerikon, die wir wenig später passieren, gibt es an Tagen wie diesen kaum Besucher. Das Pontonfloss treibt verlassen im See. Nur vom Spielplatz ertönt Kinderlachen. Etwas Grau hält sie nicht vom Spielen ab.

Wir paddeln weiter in Richtung Kehlhof. Rund um die Bootshaab und die Villa Sunneschy locken grosszügige, öffentliche Parkanlagen mit diversen Ausstiegsstellen und einem feinen Gastronomieangebot. Doch wir wenden uns vom Ufer ab und steuern etwa 300 Meter in den See hinaus zum Stäfner Stein. Bei tiefem Wasserstand kommt etwas östlich des Steins eine ephemere Insel zum Vorschein, welche als untiefe Stelle schon so manchem Freizeitkapitän zum Verhängnis wurde. Wir steigen ab und waten durchs knietiefe Wasser. Schön ist der Blick zurück zum Ufer auf die Kirche und das prächtige Herrenhaus, das heute ein Kulturzentrum beherbergt.

Fast zu schnell ist dann die erste Etappe unserer Tour auch schon vorbei. Kurz vor Mittag erreichen wir den Hafen von Stäfa und tauschen die Boards gegen Wanderschuhe. Danach dauert es nicht lange, bis uns beim Aussichtspunkt Mutzmalen auch schon der Lattenberg zu Füssen liegt. Im grössten zusammenhängenden Weinanbaugebiet am Zürichsee reihen sich die Rebberge wie Perlenketten aneinander. Mit ihrem satten Grün bilden sie eine weitere Gegenwelt zum urbanen Zürich unseres Alltags. Wir freuen uns, bei einer Degustation mehr zu erfahren.

Aus Wasser werde Wein

«Der Rebbau hat im Kanton Zürich eine lange Tradition», verrät Helen Beetz-Menzi, die mit ihrem Bruder Urs in elfter Generation Teile des Gebietes bewirtschaftet. «Früher praktizierte man eine Misch-Landwirtschaft. Man produzierte Milch und Obst und baute Getreide und Gemüse an. Zusätzlich hatte jeder Landwirt einige Are Reben. Der daraus gewonnene Wein war allerdings ziemlich sauer.»

Seither hat sich viel verändert. Die lokalen Landwirte haben die Vorzüge des besonderen Mikroklimas am Lattenberg erkannt und sich auf den Weinbau spezialisiert. Heute keltern sie Weine von höchster Qualität. Rund 84000 Flaschen werden jährlich auf 620 Hektar Rebanbaufläche produziert. Viele Tropfen wurden schon prämiert.

Der Erfolg kommt nicht von ungefähr. Die Winzer, wie Helen und Urs, pflegen ihre Reben mit viel Liebe und akribischer Sorgfalt. Maschinen kommen dabei nur selten zum Einsatz. Man setzt auf Nachhaltigkeit, Handarbeit und sorgt sich um Natur und Mensch. Der Unterschied lässt sich schmecken. Uns haben es vor allem die charaktervollen Weine aus der «Züri-Traube», dem Räuschling, angetan, die älteste Traubensorte am See.

Mit einer Flasche für zu Hause im Rucksack wandern wir weiter vorbei an den Parzellen, wo im Drahtverhau neben Räuschling auch Blauburgunder- und Riesling-Silvaner-Trauben hängen. Unsere Route führt uns hoch über Stäfa zuerst ins Grün und dann zum «Boldern» in Männedorf. Mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages entfaltet sich dort just als wir auf der Terrasse Platz nehmen das Panorama in seiner ganzen Pracht. Unten schillert nun der Zürichsee; oben sind in der Ferne Rigi, Pilatus und die Glarner Alpen zu sehen. Der Weitblick ist treffend für unsere Gaststätte. Die Verwandlung des Boldern, der ältesten evangelischen Akademie der Schweiz, ist geglückt! Symbolisch stehen die Speisen, die hier zum Teilen in Schüsseln serviert werden, für den gemeinschaftlichen Geist des heutigen Begegnungszentrums, das Hotellerie mit Gastronomie und Tagungsstätte vereint. Wir versüssen uns die Aussicht mit Kaffee und Kuchen, bevor wir zur Anlegestelle des Kursschiffes aufbrechen. Auf der Schifffahrt zurück nach Zürich lassen wir unsere Tour mit Fischknusperli und einem Glas Wein ausklingen. Wer hätte gedacht, dass ein so grauer Tag so kunterbunte Erlebnisse bescheren würde?

SUP & HIKE am Zürichsee: Routenvorschlag

SUP: SUP-Tour von Feldbach (Einstieg Schirmensee) nach Stäfa mit Halt bei der Badestelle Risi oder im Badi Länder Uerikon und beim Stäfener Stein. Miete und Rückgabe der Boards im Hafen Stäfa.

HIKE: Wanderung von Stäfa nach Männedorf mit Abstecher im Lattenberg und im «Boldern.» Rückfahrt mit dem Kurschiff von Männedorf nach Zürich.


Weitere Erlebnisideen in Zürich und am Zürichsee:

Zürich Tourismus, Im Hauptbahnhof, 8001 Zürich, +41 (0)44 215 40 00, zuerich.com

Rapperswil Zürichsee Tourismus, Fischmarktplatz 1, 8640 Rapperswil, +41 (0)55 225 77 00, rapperswil-zuerichsee.ch

Insider Tipps

SUP-Vermietung:

Im SUP-Center der Wakeboardschule «Ceccotorenas» im Hafen Stäfa: Geöffnet bei schönem Wetter dienstags bis freitags von 13:30 bis 18:00 Uhr und am Wochenende von 10:00 bis 18:00 Uhr, Buchungen unter +41 (0)76 383 66 58, ceccotorenas.ch


Weindegustation:

Lattenberger Weine, Familie Menzi, Mutzmalenstrasse 36, 8712 Stäfa

+41 (0)44 926 56 66, menzi-weine.ch

Tipp: Helen Beetz-Menzi führt zudem das Restaurant Frohberg in Stäfa, frohberg-staefa.ch


Essen & Trinken unterwegs:

Boldern, Boldernstrasse 83, 8708 Männedorf, +41 (0)44 921 71 11, boldern.ch

Zürichsee Schifffahrt, +41 (0)44 487 13 33, zsg.ch