
Schlittelwelt Bergün: Voll in Fahrt
Preda-Bergün | Auf der UNESCO Welterbestrecke gelangt man mit der Rhätischen Bahn zum rassigen Schlittelklassiker von Bergün ein Winterhighlight nicht nur für Schlittel-Nimmersatte, wie die Familie Geiger aus erster Hand bezeugen kann.
Es liegt sicher an meiner Rodel. Mal zieht sie nach rechts, mal schert sie nach links aus. Und wenn ich in einer Kurve das innere Bein in den Schnee stemme, übersteuert sie, sodass ich prompt in der weissen Seitenwand lande. Ich bin sicher nur wegen meiner Rodel so langsam. Und vielleicht ein kleines bisschen wegen der Aussicht. Aber das ist verständlich schliesslich führt die 6 km lange Schlittelstrecke von Preda nach Bergün entlang der im Winter für den Verkehr gesperrten Passstrasse durch kunstvolle Viadukte und Brücken. Sie gilt zurecht als Klassiker.
Meine Kinder beeindruckt weder die Schönheit der Landschaft noch die meisterhaften Kunstbauten. Sie bemerken auch nicht, wie die Morgensonne die Wolken zur Seite schiebt und die Welt um sie zum Strahlen bringt. Wie ein gezackter Scherenschnitt ragen die umgebenden Berge nun in die klare Winterluft. Scharf zeichnen sich die Konturen ihrer rauen Felsen ab, in ihrem Schoss tief verschneite Wälder und idyllische Weiler. Meine Kinder jedoch rauschen jauchzend an ihnen vorbei. Für sie ist klar: Sie sind nicht zum Schauen hier, sondern zum Schlitteln!
«Können wir die nächste Runde durchfahren und erst am Ende warten?» fragt Jodie (11) nach der ersten Partie, während sie ihre Rodel durchs malerische Bergdorf Bergün zieht, vorbei an traditionellen Engadiner Häusern verziert mit Sgraffiti, Fresken und Erkern. Ihre Geschwister nicken zustimmend. Achtlos passieren sie gemütliche Gasthäuser, vor deren Türen Schlitten in langen Reihen im Schnee stecken. Aus warmen Stuben strömt der Duft von Käse. Mein Magen knurrt in Wohlgefallen, doch an einen entspannten, ausgedehnten Mittag ist nicht zu denken. Die Kinder halten stattdessen an einem Bratwurst-Stand. «Für unterwegs», meint Jay (15) pragmatisch.
Und so sitzen wir wenig später auch schon im nächsten Schlittelzug zurück nach Preda. Die Kinder strahlen. Während sich sich hungrig über ihre Würste stürzen, zieht vor dem Fenster eine der eindrücklichsten Kultur- und Naturlandschaften der Schweiz vorbei. Seit 2008 gehören die Bahnstrecken über Albula und Bernina zum UNESCO-Welterbe. Die Fahrt über die verschlungene Albula-Westrampe mit ihren Viadukten und Kehrtunnels ist so spektakulär, dass es jetzt sogar den Kindern auffällt. «Echt schön hier», bemerkt Jessica (16).
In Preda, einem Weiler auf 1800 m ü. M., ist es aber mit dem Staunen schon wieder vorbei. Ungeduldig warten die Kinder, bis der erste Schlittler-Ansturm vorüber ist. Dann rücken sie Helm und Skibrille zurecht, ziehen den Halsschal bis zur Nase hoch und rennen los. «Flach nach hinten liegen, Bauch anspannen und nicht so viel Bremsen», ruft mir Jodie noch zu, bevor sie sich auf ihre Rodel schwingt und ihren Geschwistern hinterherrauscht. «Wir sehen dich dann unten!»
Praktisches
Rhätische Bahn AG
+41 (0)81 288 65 65
Bergün Filisur Tourismus
+41 (0)81 407 11 52
Betriebszeiten 18. Dezember 2021 bis 13. März 2022
Mo: 09:30-17:00 Uhr
Di-So: 09:30-23:00 Uhr
Tageskarte inkl. Darlux abCHF 28/Erwachsene mit Halbtax, ab CHF 9.50/Kinder mit Juniorkarte
Schlittenvermietung vor Ort
Neuheiten 2021/2022: Nachts werden erstmals einzelne Viadukte beleuchtet. Ausserdem gibt es im Zielraum die neue AprèsSchlittelwelt «Clix - il böt» mit Glühwein und vielem mehr.
UNESCO Welterbestrecke und Schlittelwelt: Landschaft und Eisenbahn verschmelzen Die Strecke durch das Albulatal und über den Berninapass ist eine Meisterleistung der Bautechnik und Linienführung. Weitere Informationen zur Zugfahrt und der Schlittelwelt gibt es auf der Webseite der RHB, abrufbar über den QR Code nebenan.