
Wandern im Tessin: Dem Himmel näher auf dem Monte Gambarogno
Polenta, Pepe, Panoramen: Hoch über dem Lago Maggiore erzählt die Capanna Gambarogno von Heimatliebe, Gemeinschaft und grossen Ausblicken.
Es gibt Orte, die mehr sind als ein Ziel, selbst wenn man mit leicht brennenden Waden ankommt. Die Capanna Gambarogno gehört dazu. Wie ein Adlerhorst klebt sie hoch oben unter dem Gipfel, wo sich der Monte Gambarogno in den Himmel lehnt mutig, stolz und voller Seele. Unten glitzert der Lago Maggiore, oben weht der Wind Geschichten heran.
Rund 45 Minuten dauert der Aufstieg von der Alpe di Neggia, die bequem mit dem Postauto erreichbar ist wahlweise über den steilen Direktweg oder gemütlicher auf dem alten Säumerpfad. Oben auf 1734 m ü. M. wartet die Belohnung: Riesige Fenster rahmen den Blick auf Täler, Seen und Gipfel von Bellinzona bis zum Basòdino. Drinnen lehnen Snowboards an der Wand, die Toiletten tragen aussichtsreiche Namen wie «Ascona» und «Locarno», und auf den Tellern landen sorgfältig ausgewählte Produkte aus der Region. Altes trifft Neues; alles ist durchdacht und voller Herz.
Zehn Jahre lang werkten die «Amis dala Capanna Gambarögn» an ihrem Traum, die ehemalige Armeekaserne aus dem Jahr 1934 in eine «Capanna für die Region» zu verwandeln. Gemeinsam mit zahlreichen Helfern verwerteten sie Vorhandenes und ergänzten es in tausenden Stunden freiwilliger Handarbeit mit hochwertigen Materialien vorzugsweise aus dem Tessin. Pepes Stimme ist voller Stolz, wenn er von diesem «Herzensprojekt» erzählt. Schon als Kind verbrachte er seine Sommer auf dem Monte Gambarogno; später war er Mitglied der hiesigen Snowboard-Schule, die die Hütte einst von der Armee mietete. Seit der Neueröffnung im letzten Herbst ist er einer der Gastgeber verwachsen mit Ort, Landschaft und Freunden wie die Birkenwälder ringsum.
Zehn Übernachtungsgäste finden in vier Zimmern Platz. Viele andere steigen tagsüber zur Capanna Gambarogno hoch für Kaffee und Kuchen auf der luftigen Terrasse oder eine Portion Polenta in der Mittagssonne. Man sitzt da, erzählt, schweigt, schaut. Abends dann: Gipfelstunde ob der Welt. Unter den Füssen das funkelnde Tal, über dem Kopf das Sternenzelt. Unten blinken die Lichter von Locarno und oben die Augen von Pepe und Co.
Am nächsten Morgen führt uns der Sentiero del Monte Gambarogno weiter vorbei an der Alpe Cedullo mit dem freundlichen Hund, den Ziegen, Ferkeln und Hühnern. Dort treffen wir Roland, den Älpler, und probieren seinen Käse. Kräftig, bodenständig, ehrlich ein bisschen wie er selbst.
Ein letztes Mal geht es bergauf zur Anhöhe SantAnna mit dem gleichnamigen Pass und der Kapelle Madonna del Monte, bekannt für ihre alten Fresken. Dann steigen wir entlang des Hangs der Sassi Gialli und durch lichte Birkenwälder ins steinerne Dorf Indemini hinab. Ein Zeitsprung. Steinplattendächer aus lokalem Gneis, lauschige Holzlauben und wohltuende Stille das Tessin fühlt sich hier an wie vor hundert Jahren.
Und doch: schliesslich die Rückkehr in die Zivilisation. Der Kreis schliesst sich auf der Alpe di Neggia. Das Postauto kommt, der Alltag wartet. Aber etwas von der Weite und der Wärme dieser Hütte bleibt.
Praktisches
Sentiero del Monte Gambarogno
Rundwanderung, Nr. 613
Distanz: ca. 7,5 km, +380 hm, -800 hm
Kondition: mittel
Route: Alpe di Neggia-Monte Gambarogno-Alpe CedulloSantAnna Pass und KapelleIndemini-Alpe di Neggia
Übernachtung und Verpflegung in der Capanna Gambarogno: capannagambarogno.ch
Geöffnet Do-So, bis 15.11. 2025
Weitere Einkehrmöglichkeit in der Alpe Cedullo
Weitere Ausflugsziele: ticino.ch
REZEPT: POLENTA (CONCIA)
Für 4 Personen
1.2 l Wasser
10 g Salz
300 g Maisgriess
Optional: Käse
Zubereitung: Wasser zum Kochen bringen, Salz hinzufügen und Maisgriess einrühren. Etwa eine Stunde köcheln lassen und immer wieder umrühren.
In der Capanna Gambarogno wird abends «Polenta Concia» mit oder ohne Bolognese-Sauce serviert. Dafür wird die fertige Polenta in Scheiben geschnitten und abwechselnd mit Käse (z.B. Fontina oder Taleggio) in eine Auflaufform geschichtet. Anschliessend
wird sie kurz gebacken, bis der Käse geschmolzen ist.
Rezept von Ticino Turismo und der Capanna Gambarogno.