Maison de lAbsinthe: Im Haus der grünen Fee

Fotos: Carina Scheuringer

Maison de lAbsinthe | Er kam aus dem Nichts, arbeitete sich bis in die obersten Gesellschaftsschichten hoch, fiel dann in Ungnade und landete im Kerker. Absinth ist ein sagenumwobener Trunk aus dem Val-de-Travers. Nahezu 100 Jahre war der Absinthe verboten, bis er vor 14 Jahren seine Freiheit zurückerlangte. Seither flattert die «grüne Fee» wieder durch die verschlafenen Täler des Neuchâtels. In Môtiers erfährt man im «Maison de lAbsinthe» alles über den Absinth und seine bewegte Geschichte.

Absinth, die hochprozentige Spirituose mit AnisGeschmack, wurde im Kanton Neuchâtel seit dem 18. Jahrhundert produziert, jedoch 1910 nach einem gravierenden Vorfall «aus Rücksicht auf die Volksgesundheit» verboten. Erst 2005 wurde die Herstellung und der Verkauf wieder zugelassen. Neun Jahre später wurde dem Kultgetränk in seiner Heimatstätte ein Ausstellungs- und Besucherzentrum gewidmet, das das alkoholische Getränk in verschiedensten Facetten beleuchtet und den Ausgangspunkt für zahlreiche Ausflüge und Wanderungen bildet; darunter auch die «Route de lAbsinthe» zwischen Pontarlier und Noiraigue.

Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass das «Maison de lAbsinthe» ausgerechnet in jenem historischen Gebäude in Môtiers untergebracht ist, in dem sich einst die Gendarmerie und das Gericht befanden, welche über Schwarzbrenner urteilten, die den Absinth in den Verbotsjahren heimlich herstellten; doch in Wahrheit waren die Beamten ebenso Ganoven. Wer nämlich den besten Absinth herstellte, bekam die mildesten Strafen und auch die konfiszierte Ware wurde immer zurückbehalten.

Heute können sich Besucher auf drei völlig umgebauten Stockwerken ein vielseitiges Bild über die «Grüne Fee» machen. Interaktive Ausstellungsräume schildern den Werdegang des Absinths von derWermutpflanze, die so gut im Val-de-Travers gedeiht, bis zum fertigen Trunk, der zur sogenannten «grünen Stunde» in den gehobenen Salons des 19. Jahrhunderts die Runde machte. Ein Raum zeigt ein besonders beliebtes Ritual: Auf das Glas wurde ein Löffel mit ein oder zwei Stück Zucker gelegt. Über diesen Löffel tropfte man eiskaltes Wasser jede Sekunde einen Tropfen bis das Mischverhältnis von Zuckerwasser undAlkohol 1:3 oder 1:5 betrug. Zu bestaunen gibt es auch Kunststücke sowie verschiedene historische Unikate aus dem Regionalmuseum Val-de-Travers, welche mit Filmen und Touchscreens in die Ausstellung eingebettet sind.

Dass «Maison de lAbsinthe» nicht einfach ein Museum ist, wird spätestens im Erdgeschoss klar. Hier kann man über 1200 Wermutpflanzen und andere Kräuter beschnuppern und anfassen, die als Zutaten für dieses Alkoholgetränk verwendet werden und ihm seine unvergleichlich grüne Farbe verleihen. Neben einem schönen Garten im Hinterhof gibt es eine Bar (MABS), in der man Absinth und andere regionale Produkte degustieren kann. Ein eindrücklicher Ort, der Lust macht, auch eine Erkundungstour des Val-de-Travers zu unternehmen!

Spot Tipp und Praktisches

Sonderausstellung: Mit allen Sinnen

Die Sonderausstellung, die noch bis Ende des Jahres zu sehen ist, führt die Besucher in die wissenschaftliche, auf unsere Sinneswahrnehmungen gestützte Technik der Degustation ein. Man erfährt, wie Sehvermögen, Geruchs- und Geschmackssinn es ermöglichen, die Eigenschaften eines Produktes zu bewerten und zu bestimmen. Eintrittspreis mit Dauerausstellung CHF 11 /CHF 9 ermässigt


Maison de lAbsinthe

Grande Rue 10

2112 Môtiers NE

+41 (0)32 860 10 00

maison-absinthe.ch