Freiberg Kärpf, Mettmen: Das Gute liegt so nah!

Fotos: Jessica Schmid und Carina Scheuringer

Im letzten Hitzesommer hätte man durchaus auf die Idee kommen können, Richtung Norden ziehen zu wollen. Doch ich entschied mich, stattdessen Abkühlung in unseren schönen Bergen zu suchen. Auf der Mettmenalp im nahen Glarnerland wurde ich fündig.

Mit der steilen Luftseilbahn gelangen wir von Kies bei Schwanden auf die Mettmenalp. Die von Gletschern geformte Ebene ist das Herzstück des Freibergs Kärpf, mit 106 Quadratkilometer eines der grössten Wildschutzgebiete der Schweiz und auch das älteste. Im Jahr 1548 schrieb Landammann Joachim Bäldi, dass es «vilicht nütz und guott were, das Gebirg zwuschet Linttal und Sernefftal gefryt» zu haben also das Gebirge zwischen dem Linth- und den Sernftal von der Jagd zu befreien. Der Rat stimmte seinem Antrag zu und so wird seit 450 Jahren am Freiberg Kärpf nicht mehr gejagd. Die Natur dankt es. Heute können im Gebiet allerlei Wildtiere beobachtet werden, unter anderem Steinböcke, Gämsen, Hirsche, Adler und Murmeltiere. Wir sind gespannt!

Die rote Bahn bringt uns hoch auf die Mettmenalp.

Bei einem «feinä Milchkaffi mit Glarner Magäträs» studieren wir zuerst im Naturfreundehaus unsere Wanderkarte. In zwei Tagen wollen wir von Mettmen nach Elm gelangen. Die Wanderzeit zu unserem heutigen Tagesziel, der Leglerhütte auf 2'273 m.ü.M, ist mit 2.5 Stunden und 700 Höhenmeter angegeben. Eine Unternehmung, die auch für ungeübte Wanderer oder Familien durchaus machbar ist.

Bevor wir aufbrechen, lassen wir uns noch im Berghotel Mettmen zu Glarner «Zigerhöräli» hinreissen. Ende Dezember 2016 erfüllten sich Romano und Sara Frei-Elmer, die ehemaligen Gastgeber der Leglerhütte, hier einen langgehegten Traum. Sie kauften das alte Berggasthaus, rissen es bis auf die Grundmauern ab und bauten es komplett neu wieder auf. Sie wussten genau, wie das neue Hotel sein sollte naturverbunden und einladend wie eine SAC-Hütte, aber mit mehr Komfort sowie gutbürgerlicher, regionaler Küche.

Der schöne Mettmensee.

Mehr Stärkung geht jetzt wirklich nicht mehr und so machen wir uns auf den Weg. Zur Leglerhütte gibt es zwei Aufstiegsmöglichkeiten: Ein Weg verläuft links vom Garichtisee sanft ansteigend die Bergflanke entlang; der andere überquert die Staumauer und geht dann rechts steiler und wilder in die Höhe. Wir wählen die zweite Variante und werden schon bald mit einem traumhaften Blick auf den Glärnisch belohnt. Reife Blaubeeren säumen den Weg, der sich nun gemächlich durch flache Matten windet, bevor er leicht in Richtung Kärpfbrücke abfällt.

Die 50 Meter breite Naturbrücke gehört zu den spektakulärsten geologischen Aufschlüssen der Glarner Hauptüberschiebung. Der Niderenbach hat hier seinen unterirdischen Lauf ins jüngere, weiche Flyschgestein gegraben. Bei Niedrigwasser kann die dadurch entstandene Höhle auf eigene Gefahr begangen werden und so steuert Ben voller Abenteuerlust dem schattigen Eingang entgegen. In der Höhle haben wir einen schönen Einblick in die verschiedenen Gesteinsschichten und können uns gleichzeitig etwas abkühlen.

Die 50 Meter breite Kärpfbrücke zählt zu den spektakulärsten geologischen Aufschlüssen der Glarner Hauptüberschiebung.

Aussichtsreiche Wanderroute

Erfrischt führt unser Streifzug weiter durch blumenübersäte Wiesen und vorbei an Kühe und Kälber, bis der Weg beim Hübschbodenseeli wieder anzusteigen beginnt. Letzte Schneefelder erinnern uns hier an eine Jahreszeit, die sich mitten im Hochsommer eine gefühlte Ewigkeit entfernt anfühlt. Noch sind Sommerferien und somit viele Familien unterwegs. Aufgeregt laufen sie entlang der Zielgerade zu unserem gemeinsamen Nachtlager.

Seit über 100 Jahren trotzt die Leglerhütte des Schweizer Alpen-Clubs SAC am Fusse des Chärpfs Wind und Wetter und bietet Wanderern ein Plätzchen der Geborgenheit inmitten der Glarner Bergwelt. Einst ein einfacher Holzbau wurde die Hütte vor elf Jahren komplett renoviert und bietet heute die modernsten Annehmlichkeiten. Während sich die Familien am kleinen Bergsee direkt vor dem Haus tummeln, gönnen sich Ben und ich ein «Adler» Bier und ein Stück vom hausgebackenen «Schoggikuchen.»

Einst ein einfacher Holzbau wurde die Leglerhütte vor elf Jahren komplett renoviert und bietet heute die modernsten Annehmlichkeiten.

Stimmungsvolle Lichtspiele bei der Leglerhütte.

Um 19:00 gibt es «Znacht.» Bis dahin geniessen wir die Sonne, denn auf 2273 Metern ist die Temperatur angenehm frisch. Bei Sonnenuntergang erkundige ich dann die Umgebung, lasse meine Füsse an einem Felsen über den Abgrund baumeln und bestaune das Lichtspiel der untergehenden Sonne. Unter mir liegt der Ängisee und ich habe freie Sicht auf alle umliegenden Berggipfel.

Nach dem traumhaften Abend starten wir den nächsten Tag in aller Morgenfrische Richtung Wildmadfurggeli. Unser Tagesziel ist das rund 3.6 Stunden entfernte Elm. 

Wir packen «Marend» in unseren Rucksack und marschieren beim Hübschbodensee links dem Hang entlang hoch in Richtung Wildmadfurggeli. Bald durchwandern wir ein Feld voller Alpendost. Die rosa Blumen stehen in voller Blüte und das intensive Summen der wilden Bienen beflügelt unsere Motivation. Als wir die Hochebene von Hintermatt erreichen, wechselt die Landschaft ihr Gesicht. Sie wird karger; immer weniger Blumen sorgen für Farbtupfer am Wegesrand. Dafür belohnt uns eine unglaubliche Weitsicht!

Auf dem Wildmadfurggeli halten wir zur Rast. Die Ruhe hier lockt auch zwei Gämsen über den Grat in unserer Nähe. Ein perfektes Timing! Die Einstimmung ins Jagdgeschichte ist geglückt, denn im Weiteren stehen die Skulpturen der Glarner Bildhauerin Tina Hauser entlang des Weges in Richtung Ämpächli. Als Wintersportlerin ist es besonders interessant für mich, diese Hänge im Sommer hinabzuwandern. Ich nehme die Grösse dieses Gebietes ganz anders wahr, wenn ich mit dem Snowboard unterwegs bin. Aufgeregt zeige ich Ben meine schönsten Abfahrtsrouten und so bleibt das letzte Wanderstück auf dem breiten Kiesweg besonders kurzweilig.

Bei der Bergstation Ämpächli nutzen wir die Chance auf ein letztes Abenteuer. Dreirädrige Mountaincards stehen für CHF 15 pro Person zur Miete bereit. Ausgerüstet mit Helmen die Rucksäcke haben wir mit der Gondel zu Tal geschickt rollen wir zuerst zaghaft los. Doch Ben ist ein Naturtalent oder einfach ein Draufgänger. Und ich versuche natürlich mit ihm mitzuhalten. Nach ein paar Kurven brausen wir lachend hintereinander her und erreichen mit rasanter Geschwindigkeit in zwanzig Minuten die Talstation in Elm. Idyllisch liegt das Dorf im hinteren Sernftal. Hölzerne, blumengeschmückte Häuser gruppieren sich um die Kirche, wo zwei Mal pro Jahr das Sonnenlicht durch das sagenhafte Martinsloch scheint.

Abenteuerliche Talfahrt mit den Mountaincarts vom Ämpächli nach Elm.

 Der alte Dorfkern von Elm wurde für seine Schönheit mit dem Wakker Preis ausgezeichnet.

Nur ungern steigen wir hier später in den Bus, der uns zurück nach Schwanden und zum Zug nach Zürich bringt. Ich spüre wie die Sonne wieder an Stärke gewinnt und meine Beine schwer macht. Die Luft ist so heiss, dass ich rote Wangen bekomme und ich sehne mich bereits nach der nächsten Bergtour.

Nützliche Informationen:


Route insgesamt: 15 km

bergauf: 1'130 hm // berab: 1'307hm

Übernachtungsmöglichkeiten im Naturfreundehaus, Berghotel Mettmen und Leglerhütte.


Kontakte:

Bächli Bergsport AG 

Gewerbestrasse 12 

8606 Nänikon 

+41 (0)44 826 76 76 

baechli-bergsport.ch 

12 Filialen schweizweit 

Spot Tipp: Saisonstart in den Bächli Bergsport Filialen am 26. & 27. Oktober 

baechli-bergsport.ch/saisonstart 

Weitere Bergwandertipps finden Sie auf dem baechli-bergsport.ch/Blog 


Elm Ferienregion 

Obmoos, 8767 Elm 

+41 (0)55 642 52 52 

elm.ch 


Weitere Links: mettmen-alp.ch, mettmen.ch, berghotel-mettmen.ch, leglerhuette.ch 

SPOT Tipps:

Magenträs

Auch Glarner Gewürzzucker genannt, ist Magenträs eine feine Zuckermischung zum Süssen von Speisen und Getränken. Es wurde erstmals 1900 von der Glarner Gewürzmühle Landolt als Pulver angeboten. Das exotische Zuckergemisch enthält Sandelholz, das ihm auch die rote Farbe verleiht, Zimt, Muskat, Nelken und Ingwer. Ein gängiges Rezept nennt sich Tiätschnitte, eine raffinierte Dessert-Variante einer in Wein getränkten Brotschnitte. Magenträs zählt zum kulinarischen Erbe der Schweiz. Man kann es online bestellen oder in ausgewählten Gewürzshops kaufen.


Mountaincart Ämpächli

Eine Mischung zwischen Gokartfahren und Rodeln So beschreiben die Sportbahnen Elm die neue Funsportart. Mountaincards können ab 12 Jahren gemietet werden. Man startet bei der Bergstation Ämpächli und fährt bis zur Talstation in Elm. Es können auch Mehrfahrtenkarten gekauft werden oder Kombitickets mit Spaghettiplausch. Ein Helm ist immer inbegriffen.