Familienreich Rigi: Das Kribbeln im Bauch

Rigi | Ein Wintertag ohne Ski fernab des Trubels? Das kann auch kleine Pistenflitzer begeistern, wie Familie Geiger auf der Rigi feststellte.

Der Schnee ist gefallen und die Sache ist klar: Der Berg ruft und wir erhören ihn. Zeit zum Frühstücken gibt es nicht. Die Kinder springen aus den Federn direkt hinein in die dicken Stiefel. Skifahren oder nicht, sie wollen hoch hinaus! Es ist noch nicht einmal 9:00 Uhr, als wir schon oben auf Rigi Kulm auf knapp 1800 m ü. M. stehen und hinunterblicken auf die weite Welt. Seen, Flüsse, Wälder, Dörfer, Städte und die Berge Frisch verschneit und im sanften Morgenlicht sieht alles so richtig idyllisch aus. Selbst die Kinder strahlen entzückt. Aber einfach nur schauen wollen sie nicht.

Zurück gehts zur Bergstation, schnurstracks vorbei am über 200-jährigen Rigi Kulm-Hotel, aus dem uns der verlockende Duft von Kaffee und Gipfeli entgegenströmt. Der Zmorge ist im vollem Gange, doch Zeit für eine schnelle Einkehr haben wir nicht. Vor der Vermietstation bei den Bahngleisen stehen unsere Schneeschuhe und Schlitten schon bereit.

Zugegeben brauchte es etwas Überzeugungskunst, unsere Pistenflitzer für einen Schneetag ohne Ski zu begeistern. «Wir wollen Spass, Abenteuer und Geschwindigkeit Es muss kribbeln im Bauch», waren sie sich einig. Auf taube Ohren fielen meine Argumente das Naturerlebnis, der Entspannungsfaktor, die Nachhaltigkeit bis mir die lässigen, gepolsterten Rigi-Retroschlitten und die grünen Rigi-Schneeschuhe zu Hilfe eilten. Damit im Schnee zu experimentieren, dazu waren die Kinder natürlich bereit.

Und so liegen sie auch schon in der ersten Kurve, noch bevor ich die Schneeschuhe an meinem Rucksack festgeschallt habe. Ich muss mich sputen, um nachzukommen. Steil fällt der Schlittelweg vom Kulm in Richtung Klösterli ab, zieht weite Schleifen mit Blick auf die Mythen bis zu den Urner- und Glarner Alpen. Die Route ist rasant, meine Fersen graben sich tief in den Schnee, meine Haare tanzen im Fahrtwind. Gerade noch rechtzeitig vor der Alp Chäserenholz fange ich die Kinder ab deren Wangen rot und die Kleider schneeweiss. Der Bauch kribbelt jetzt vor Hunger, den Älpler Franz-Toni Kennel mit köstlichem Alpkäse und heisser Schoggi zu stillen weiss.

Danach ist die zweite Etappe ein Selbstläufer. Mit Schneeschuhen ziehen wir eigene Spuren im unberührten Terrain und brausen auf unseren Schlitten einsame Hänge hinab, ehe uns bei Rigi Staffel die Zivilisation wieder in die Realität zurückholt. Ein Blitzbesuch bei Alexander von Waldburg im Restaurant «Lok 7» und schon stapfen wir dem Rotstock entgegen, ganz ohne Wehmut vorbei an den Skiliften, die die bestens präparierten Pisten erschliessen. Nur oben bemerkt Jodie: «Wir sollten mit den Ski wiederkommen», bevor der Ausblick ihren Gedankengang unterbricht. Zu unseren Füssen funkelt nun wie ein Diamant der fjordartige Vierwaldstättersee umringt von schneebedeckten Gipfeln. Nun eilt niemand mehr weiter. Gemeinsam sitzen wir gemütlich auf einer Sonnenbank und lassen das Panorama wirken.

Später kehren wir auf den Weg nach Rigi First bei der «Gruebi Rotstock», einer herrlichen, überdachten Grillstelle mit Rigi-Kulm-Blick, ein. Die Sonne steht hoch, überall glitzert der Schnee und Franz-Tonis Käse schmeckt plötzlich gleich doppelt so gut. Es ist der Abschluss einer perfekten ersten Tageshälfte, die zu einem einstimmigen Fazit führt: Spass, Abenteuer und Geschwindigkeit oder entspanntes Naturerlebnis Es gibt auch ohne Ski dieses Kribbeln im Bauch. Als sich später via Rigi First und einem Erfrischungsgetränk im Chalet Schild der Kreis bei Rigi Kaltbad schliesst, strahlen die Pistenflitzer wie sonst nur nach einem Tag auf Brettern. Und auch ich hatte alles, was ich mir vom ersten Schneetag nur wünschen konnte.