Explora Tour VANLIFE Leben als moderne Nomaden

Fotos: zVg

Schweizweit | Vor 3.5 Jahren entschieden sich Martina Zürcher und Dylan Wickrama ihren geregelten Alltag und das feste Dach über ihren Köpfen aufzugeben. Seither wohnen sie im Bus. In einer Multimediareportage erzählen sie von ihrem Leben als moderne Nomaden.

Warum habt ihr euch für ein Leben im Bus entschieden?

2015 machten wir uns als Vortragsreferenten und Autoren selbstständig und waren in Folge sehr viel unterwegs. In dieser Zeit realisierten wir, dass wir nur wenige Dinge zum inneren Glück brauchten. Wir begannen, von einem «Tiny House» in der Natur zu träumen, bis wir eines Tages realisierten, dass unser VW-Bus für uns «Reiseseelen» das perfekte Zuhause darstellte. Wir waren so überzeugt, dass wir noch am selben Abend unsere Wohnung kündigten. Das gute Gefühl, das wir damals hatten, ist bis heute geblieben. Ursprünglich stand der Wunsch im Zentrum, möglichst viel von der Welt zu sehen. Schlussendlich schenkte uns das Leben im Bus aber viel mehr, als die Freiheit, dort zu sein, wo es uns gerade am besten gefällt.

Wie lässt sich eure Arbeit mit dem Leben als moderne Nomaden vereinen?

Bei uns ist das, wie mit der Frage, was zuerst da war: Das Ei oder das Huhn? Dylan war zwischen 2010 und 2013 mit einem Motorrad auf Weltreise. In Panama baute er aus seinem Gefährt ein Floss und fuhr damit 700 km über den Pazifik, um mangels Strassen nach Kolumbien zu gelangen. Unterwegs erlebte er so einiges, verlor unter anderen die Orientierung und fand nur dank Delfinen wieder zurück an Land. Wir lernten uns in dieser Zeit kennen. Nach Dylans Rückkehr schrieben wir gemeinsam ein Buch über diese lebensverändernde Erfahrung und entschlossen uns später, uns damit und mit Motivationsvorträgen selbständig zu machen. Dies war 2015, also noch bevor wir als Nomaden lebten, jedoch waren wir so viel unterwegs, dass wir dank der Arbeit erneut zu Nomaden wurden.

Ihr sagt, ihr seid reich, ohne viel zu besitzen. Wie hat der reduzierte Alltag eure Lebensweise und Lebensqualität positiv verändert?

In einem Bus minimalistisch zu leben, heisst den Fokus darauf zu richten, was wirklich wichtig ist und zu realisieren, dass innere Zufriedenheit nicht von materiellen Dingen kommt. Ausserdem ist man im Bus gezwungen, im Hier und Jetzt zu sein und das ist eine positive Erfahrung. Wir Menschen sorgen uns oft viel zu sehr über die Zukunft oder die Vergangenheit. Oft vergessen wir den Moment zu geniessen und glücklich zu sein. Wir haben im Zuge eines Unfalls hautnah erlebt, dass uns das Leben nicht garantiert ist, bis wir alt sind. Deshalb leben wir heute unseren Traum!

Auf Instagram wird das moderne Nomadentum unter #Vanlife romantisiert. Wie sieht die Realität aus?

Der Alltag ist sicherlich nicht ein dauerndes in den Sonnenuntergang schauen und in Hotpants mit einer Gitarre an den Bus angelehnt zu sein, wie einem Instagram vermitteln mag. Aber der Alltag in einer Wohnung ist auch nicht so, wie es die Werbung verspricht. Für uns ist das Leben im Bus so erfüllend, dass wir die negativeren Dinge zum Beispiel, dass es halt mal kalt oder eng ist hinnehmen, ohne uns darüber zu nerven. Es ist schlussendlich immer alles eine Frage der Perspektive.

Wo in der Schweiz ward ihr schon unterwegs?

Wir lernen im Bus auch die Schweiz besser kennen. Wir waren öfters in Graubünden, auf Pässen und sind derzeit viel im Jura für uns eine Region, die in der Schweiz zu oft übersehen wird. Sie hat zwar keine eindrücklichen Berge, dafür aber Ruhe und Gelassenheit. Wir wollen bald mal auch noch in die Region Zermatt fahren. Wir haben beide das Matterhorn noch nie aus der Nähe gesehen!Eines der schönsten Erlebnisse in der Schweiz war, als wir im Safiental übernachteten. Der Ausblick am Morgen war wahnsinnig schön. Vor uns thronte der Piz Beverin mit dem ersten Puderzucker-Schnee der Saison. Der Himmel war rosa und unten auf der Weide standen ein paar Rehe. Dann konnten wir beobachten, wie die ersten Sonnenstrahlen den Berg und das Tal in Gold hüllten. Das sind unter anderem solche Momente, die unser Leben ausmachen. Es lässt uns die kleinen Wunder wahrnehmen und schätzen.

Ihr habt nicht nur Schönes erlebt. Euer erster Bus war in einen Unfall verwickelt. Wie seid ihr damit umgegangen?

10 Monate nachdem wir unser Busleben begannen, kam uns auf der Autobahn in Deutschland ein Falschfahrer entgegen, der sich das Leben nehmen wollte. Wir haben wie durch ein Wunder nur kleinste Blessuren davongetragen, während zwei andere Menschen starben. Dies erschüttert uns bis heute. Deswegen widmen wir unser neues Buch auch Menschen, die keine Lebenszeit mehr haben. Wir kauften fünf Tage später einen neuen Bus, weil die Erfahrung für uns klar gemacht hatte, wie sehr wir diesen Lebensstil lieben. Wer seiner Sterblichkeit bewusst ist, wagt mutigere Entscheide zu treffen und wirklich das zu tun, was einem im Leben wichtig ist.

Ihr habt euren Bus selbst gestaltet. Was braucht es alles?

Viel Kreativität und das Bewusstsein für das Essentielle. Für uns heisst das: Klo, Dusche, Kühlschrank, Küche, Wassertanks, Bett, einen Ort, um tagsüber arbeiten zu können und genügend Stauraum für Leinwand, Musikboxen und Bücher für unsere Vorträge. Wir wollten zudem auch Helligkeit, sprich zusätzliche Fenster. Danach ist es wie «Tetris» spielen, um auf dem kleinen Raum alles unter zu bringen.Wir optimieren unseren Bus auch heute noch.

Wie stellt ihr euch das Busleben im Alter vor?

Genauso wie jetzt. So lange wir Spass daran haben und es unsere Gesundheit zulässt, wollen wir Nomaden sein und im Bus leben. Vielleicht mal in einem etwas grösseren! Aber so zu leben, wurde für uns definitiv zu einer Lebensphilosophie und ist kein Projekt mit Ablaufdatum.

Mit Explora geht ihr im Herbst auf Schweiztournee. Was möchtet ihr dem Publikum vermitteln?

Wir erzählen von unseren Erfahrungen als Nomaden und den Abenteuern aus Zentralasien. Vermitteln möchten wir mit dem Vortrag «Vanlife Das Leben als moderne Nomaden» nicht unbedingt, dass alle im Bus leben sollten, sondern wie glücklich man sein kann mit wenig und vor allem auch, dass man jetzt seine Träume leben und diese nicht auf später verschieben sollte. Wir möchten die Menschen dazu inspirieren, jeden Tag mit Lebensfreude zu füllen und das Positive zu sehen.

PRAKTISCHES

Explora Live-Vortrag Ticketvorverkauf in TRANSA und Globetrotter Filialen

Online buchbar unter explora.ch/programm/vanlife


Daten:

26. Oktober: Bern

29. Oktober: Luzern

30. Oktober: Basel

31. Oktober: Solothurn

2. November: Aarau

2. November: Thun

3. November: Rorschach

4. November: Cham

5. November: Winterthur

7. November: Lyss

9. November: Chur

10. und 11. November: Zürich

Dauer: 2h 15 min (inkl. Pause)


SPOT TIPP: Am 20. Oktober erscheint das Buch zum Vortrag: «Einfach leben ein Roadtrip zwischen Europa und Zentralasien, zwischen Schicksal und Veränderung.» Schon jetzt kann es vorbestellt werden: ride2xplore.com

Hier findet man auch den Blog zum Nomadenleben.