Explora Stephan Siegrist: Leben in der Vertikalen

Fotos: zVg

Stephan Siegrist ist einer der besten Bergsteiger der Welt. Seit dem 26. Lebensjahr verdient er seinen Lebensunterhalt als Proalpinist und Bergführer. In seinem neuen Vortrag spannt der 46jährige Berner den Bogen von den frühen Jahren als Kletterer bis hin zum jüngsten Projekt im Kashmir. Dazwischen liegen Erstbesteigungen auf sieben Kontinenten, darunter die eisbepackten Granitgipfel Patagoniens und die sagenumwobene Nordwand des Eigers.

Bei gutem Wetter hat man von Meikirch, wo du aufgewachsen bist, eine grandiose Aussicht auf die Berner Alpen. Wie ging alles los mit der Kletterei?

Mit einer befreundeten Familie durfte ich mit auf Skitour. Diese hat mich aber wenig begeistert. Später, mit 18 Jahren, durfte ich meine erste Kletter- und Bergsteiger Erfahrung machen. Das war der Startpunkt meiner Liebe zu den Bergen.

Wie war es, zum ersten Mal ganz oben zu stehen?

Ich fühlte mich wohl, glücklich und auch etwas stolz. Mir wurde schnell klar, dass dies meine Passion ist.

Mittlerweile hast du auf allen sieben Kontinenten Berge bestiegen. Trotzdem ist dein Feuer für die Natur und dieBerge nicht erloschen. Warum?

Ich sehe es als Privileg, meine Passion ausleben zu dürfen. In den Bergen unterwegs zu sein, bedeutet eine gewisse Freiheit und ein intensiveres Zusammenleben und Erleben der Natur. Die Erinnerungen bleiben ein Leben lang. Es gefällt mir auch, als Team zu reisen und andere Kulturen kennenzulernen.

Man nennt dich den «Meister des entspannten Extrembergsteigens.» Warum ist das Erlebnis für dich ebenso wichtig wie die Leistung?

Für mich zählt das Gesamte Ich möchte nicht nur einen Gipfel erklimmen, sondern vor allem auch eine schöne und freundschaftliche Zeit verbringen.

Was war eines deiner schönsten Erlebnisse am Berg? Es gibt so viele!

So zum Beispiel der Moment, als uns nachdem wir wochenlang kein Lebewesen gesehen hatten in der Antarktis plötzlich ein Snowpatrol, ein schneeweisser Vogel, um die Ohren og. Unvergesslich ist auch, wenn nach einer erfolgreichen Besteigung bei hartgesottenen Bergsteigern Tränen iessen oder wenn sich das Team liebevoll um einen Verletzten kümmert.

Du bist dafür bekannt, auch schwierige Themen anzusprechen so zum Beispiel der Abschied von der Familie. Welche Einblicke hinter die Kulissen möchtest du dem Publikum erlauben und warum ndest du das wichtig?

Ich werde häug für meine Oenheit kritisiert. Ich will das Publikum weder damit langweilen, noch ihnen meine Privatsphäre oenlegen. Gleichzeitig will ich aber nicht als «Held» dastehen, oder als jemand, der sich für etwas Besonderes hält. Deswegen nde ich es wichtig, dass das Publikum auch hinter die Kulissen blicken kann und etwas Persönliches über mich erfährt. Ich bin nur ein Mensch wie jeder andere

Als Extrembergsteiger denierst du die Grenzen des Möglichen. Wo hört für dich persönlich beim Bergsteigen der Mut auf und wo beginnt der Übermut?

Das ist eine gute und zugleich schwierige Frage. Ich versuche jeweils, eine möglichst gute Risikoanalyse zu machen sowohl vorher als auch am Berg.

Letztes Jahr war ein besonders trauriges Jahr. Wie gehst du mit Hiobsbotschaften wie dem Tod von Ueli Steck um?

Der Tod von Ueli hat nicht nur mich, sondern meine ganze Familie tief erschüttert. Auch wenn Ueli und ich nicht immer gleicher Meinung waren, haben wir in jungen Jahren sehr viel Zeit zusammen verbracht sowohl am Berg, als auch privat. Als Extrembergsteiger weiss man, dass so ein Unglück jederzeit passieren kann, doch man verdrängt es und muss das auch; ansonsten hätte man ja immer Angst.Aber der Todesfall von Ueli hat mich in die Realität zurückgeholt.

Letztes Jahr war ein besonders trauriges Jahr. Wie gehst du mit Hiobsbotschaften wie dem Tod von Ueli Steck um?

Der Tod von Ueli hat nicht nur mich, sondern meine ganze Familie tief erschüttert. Auch wenn Ueli und ich nicht immer gleicher Meinung waren, haben wir in jungen Jahren sehr viel Zeit zusammen verbracht sowohl am Berg, als auch privat. Als Extrembergsteiger weiss man, dass so ein Unglück jederzeit passieren kann, doch man verdrängt es und muss das auch; ansonsten hätte man ja immer Angst. Aber der Todesfall von Ueli hat mich in die Realität zurückgeholt.

Du warst in den letzten Jahren vor allem im wilden Kashmir unterwegs. Was begeistert dich an dieser Region; was macht sie zur Herausforderung? 

Das Abenteuer beginnt schon vor der Anreise. Die Einheimischen leben sehr puristisch und sind mit westlichen Gesichtern oder Expeditionen wie unseren nicht vertraut. Entsprechend mussten wir viele Hürden meistern, bis wir die nötigen Bewilligungen hatten. In meinen insgesamt sechs Reisen habe ich auch nie andereBergsteiger angetroen. Es hat mich begeistert, wie ursprünglich und «ehrlich» Kashmir noch ist. Oft leben Hindus, Buddhisten und Moslems friedlich nebeneinander und helfen sich untereinander. Wo sieht man das sonst heute noch? Ausserdem gibt es geniale Berge, die noch unbestiegen waren.

Im zweiten Teil deines Vortrags steht die Besteigung des Cerro Kishtwar im Mittelpunkt, die du mit Julian Zanker und Thomas Huber als erst viertes Team gemeistert hast.Wie ist euch dieses grossartige Unterfangen geglückt?

Dieser grandiose Fels Nordwand des Cerro Kishtwar ist mir bereits vor Jahren aufgefallen und hat mich nicht mehr losgelassen. Das Auschlaggebende für den Erfolg der Tour war, dass wir als Team grossartig funktioniert haben. Wir haben auch nach Rückschlägen und trotz schlechtem Wetter nicht aufgegeben und uns gegenseitig «die Wand hochmotiviert.»

Was war der Moment, der in deinem Gedächtnis für immer verankert bleiben wird?

Unser Koch wollte uns einen Gefallen tun und hat das Basislager bereits vorab aufgebaut nur leider im falschen Tal!

Auf dem Berg ist man im Hier und Jetzt wie lässt sich das mit unserer schnelllebigen Gesellschaft vereinen, die am liebsten jeden Schritt einer Tour live mitverfolgen will?

Indem man dem Druck nicht nachgibt und während der Expedition keine Posts macht oder Emails bearbeitet. Man bezahlt Marketing-technisch natürlich einen Preis dafür, aber es ist es wert!

Was möchtest du den Besuchern deinesVortrages mit auf dem Weg geben?

Ich nde wichtig, dass man eine Passion hat und sich Herausforderungen stellt. Es spielt keine Rolle, wie hoch die Ziele gesteckt sind und was die Herausforderung ist.

Praktisches


Stephan Siegrist Vertical PathTickets und weitere Infos unter explora.ch

Multimedia Live Reportage: 2h inkl. 20 Min Pause

Daten: Bern: 16. Januar 2019, Aarau: 17. Januar 2019, Thun: 19. Januar 2019, Zürich: 21. Januar 2019, Luzern: 22. Januar 2019, Rorschach: 23. Januar 2019, Cham: 24. Januar 2019, Chur: 25. Januar 2019

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