Das Emmental im Schneegestöber

Fotos: Carina Scheuringer

Emmental | Wenn Väterchen Frost dem Land die kalte Schulter zeigt und ihm reichlich Neuschnee beschert, zieht es Wintersportler zumeist automatisch in höhere Regionen. Dabei gibt es auch im hügeligen Flachland viel zu erleben, wie die Erkundungstour des Emmentals von Isabelle, Martina und Denise zeigt.

«Auf die Plätze, fertig, los!» Martina gibt das Kommando. Der Rekord im 100-Meter-Sprint mit Schneeschuhen liegt bei 13,23 Sekunden. Er wird heute sicher nicht unterboten. Beim morgendlichen Wettlauf auf der Lueg geht es nicht um Zeit, sondern um die Ehre. Wer verliert, wird später auf der Lüderenalp einen Tee spendieren.

Schneestaub wirbelt durch die Luft. Denise liegt eine Nasenlänge voraus, doch Isabelle holt sie im letzten Moment ein. Damit ist die erste Runde entschieden und die beiden fallen lachend in den frischen Schnee. Die Revanche kann warten, denn soeben lichtet sich der Nebel. War das Land gerade noch in dichtes Grau gehüllt, so bringen nun die ersten Sonnenstrahlen die Emmentaler Högger, Eggen und Chrächen zum Strahlen. Wenige Minuten später ist die Verwandlung komplett: Die Hügellandschaft funkelt und glitzert wie ein weisses Meer; durchbrochen einzig am Horizont durch die mächtigen Berge, die sich wie ein Felsriegel quer in die Szenerie schieben.

Das Emmental hat sich zum Feiertag festlich herausgeputzt und die Mädels tun das, was man auf der «Lueg» nun mal macht: Sie «luegen.» Vom höchsten Punkt der Gemeinde Affoltern i.E. (890 m ü. M.) streift der Blick meilenweit über 100 Gipfel und mehrere Kantone. Die Berner Alpen gleissen verheissungsvoll in der Morgensonne, doch Isabelle, Martina und Denise haben heute nur Augen für eine Region: Ihre eigene. Als beliebtes Ausflugsziel im Sommerhalbjahr wird das Emmental in der kalten Jahreszeit oftmals unterschätzt. Dabei hat der Winter hier viel zu bieten! Bei guter Kondition kann man nicht nur Schneeschuh- und Winterwandern, sondern auch Langlaufen und sogar Skifahren. Letzteres unter anderem direkt neben dem Elternhaus von Beat Feuz in Bumbach. Grund genug für die Mädels, den heutigen Tag einer Erkundungstour ihrer Heimat zu widmen.

Als zweiter Stopp steht nun die Emmentaler Schaukäserei auf dem Programm. Neben dem lehrreichen, wie unterhaltsamen Königsweg und der Möglichkeit, im alten Stöckli traditionell Käse herzustellen, gibt es hier an Feier- und Sonntagen ein grosses Sennenbrunch-Buffet. Für Isabelle, Martina und Denise die perfekte Stärkung für ihre Tour.

Das Trio schlemmt ausgiebig, absolviert dann als Verdauungsspaziergang den Königsweg und bricht am späten Vormittag schliesslich in Richtung Lüderenalp auf natürlich nicht ohne dem nahegelegenen «Photopoint» der Grand Tour einen kurzen Besuch abzustatten. Auf über 1600 km führt die Grand Tour durch die schönsten Regionen der Schweiz und somit auch durchs Emmental. Malerische Weiler und prächtige Bauernhöfe mit tief in die Stirn gezogenen Dächern erzählen unterwegs vom bäuerlichen Alltag im Emmental und schliessen somit perfekt an die Informationen vom Königsweg an.

Auf der Lüderenalp, wo auch geführte Schneeschuhwanderungen angeboten werden, schnüren die Mädels erneut die tennisschlägergrossen Untersätze fest und stapfen durch tief verschneite Wiesen und Wälder, bis sie die müden Füsse zur Umkehr mahnen. Grandios ist später die Aussicht auf das Dreigestirn und seine Kumpane von der warmen Stube des Panoramahotels «Bärnsicht.» Aus der Küche strömt der würzige Duft von Gerstensuppe, doch den Mädels genügt der von Denise spendierte Tee. Schliesslich drängt die Zeit!

Neben der Moosegg mit ihrer herrlichen Aussicht auf Langnau i.E., steht heute auch noch Kemmeriboden-Bad auf dem Programm; ein bezaubernder Kraftort im Quellgebiet der Emme, wo sich nach einer letzten kurzen Schneeschuhtour der Tag mit einem Fondue im Iglu-Restaurant des historischen Landgasthofes gebührend abschliessen lässt. Wer das Röteli am offenen Feuer spendiert, entscheidet ein letztes Wettrennen entlang des Flussbettes. Es ist ein Tag, der Isabelle, Martina und Denise von einer Fortsetzung träumen lässt und beweist, so phrasenhaft es auch klingen mag: Manchmal liegt das Gute näher als man denkt!!

Schneeschuhtouren-Tipps

Kemmeriboden-Trail

Einfache Rundtour entlang der jungen Emme und durch Wälder, Wiesen und Weiler. Der anfängliche Anstieg von 120 Höhenmeter wird mit einem Ausblick auf die Alpenkette belohnt.Distanz: 3,9 km / Zeitaufwand: ca. 2 Stunden Höhenmeter: +/- 210hm


Schneeschuhtour Mettlenalp Rundtour

Kurze aber steile Schneeschuhtour auf den Napf. Ausgangs- und Zielort ist Mettlenalp. Distanz: 8,8 km / Zeitaufwand: 2 Stunden 45 MinutenHöhenmeter: +/- 450hm


Altösch-Trail, Trub

Abwechslungsreiche Rundtour entlang des Bergrückens von Altösch im hügeligen Terrain des Napfgebietes mit Einkehrmöglichkeit auf der Alp Oberaltösch. Distanz: 6,2 km / Zeitaufwand: ca. 3 Stunden Höhenmeter: +/- 330hm

Praktisches

Emmental Tourismus

Bahnhofstrasse 14

3400 Burgdorf

+41 (0)34 402 42 52

emmental.ch


Fondue einmal anders

Fondue im Bubblezeit: Noch bis 1. Februar auf der Terrasse des Hotels Moosegg mit Blick auf Langnau i.E.

Fondue im Iglu Restaurant: Noch bis Mitte März in der Iglu-Landschaft im Garten des Hotels Landgasthof Kemmeriboden-Bad

Fondue im Iglu Restaurant: Noch bis Mitte März in der Iglu-Landschaft im Garten des Hotels Landgasthof Kemmeriboden-Bades