150 Jahre Rigi Bahnen: Lebendige Geschichte

Fotos: PlanetVisible, Justin Hession

Rigi | Im Jahr 2021 wird die erste Bergbahn Europas 150 Jahre alt. Die Rigi Bahnen feiern diesen historischen Moment der schweizerischen Bahn- und Tourismusgeschichte mit einem gebührenden Jahresprogramm. Die Vorbereitungen auf den Programmhöhepunkt am 21. Mai 2121 laufen auf Hochtouren. Schon jetzt kann man in die Geschichte eintauchen.

Es war der 21. Mai 1871, als die erste Bergbahn Europas zischend und dampfend bergwärts auf die Rigi unterwegs war. Es war gleichzeitig der 54. Geburtstag von Niklaus Riggenbach, der sich mit der Bahn einen Lebenstraum verwirklichte: «Ich will alles Volk auf die Berge führen, damit sie alle die Herrlichkeit unseres erhabenen Landes geniessen können!», sagte Riggenbach, als er seine Erfindung, Züge mittels Zahnrad und Zahnstange über Steigungen zu führen, 1863 in Frankreich patentieren liess. An seinem Geburtstag war es dann so weit: Sein Traum wurde Realität, und die Zahnradbahn fuhr erstmals von Vitznau nach Rigi Staffelhöhe. Nur zwei Jahre später fuhr sie auf ihrem «Parade-Abschnitt» von Staffel bis Kulm.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Rigi im Jahr 1353 als «Grat Riggen» im Bezirk Schwyz. Es hiess nach einer Sage, Drachen hätten ihre Nistplätze am Rigi-Südhang im heutigen Gebiet Vitznauerstock. Dennoch wagten sich schon bald zahlreiche Besucher auf den Berg: Frühe «Badetouristen» suchten die in 1450 Metern Höhe befindliche Wasserquelle auf, der eine heilende Wirkung nachgesagt wurde. Das erste Haus wurde 1585 gebaut: eine Kapelle samt Einsiedelei auf Rigi Kaltbad. Bald darauf wurde die Rigi erstmals von Pilgern besucht, und im Jahr 1689 wurde die Wallfahrtskapelle «Maria zum Schnee» auf Rigi Klösterli eingeweiht. Schon nach einigen Jahren zählte man 15000 Pilger, die jährlich per pedes zur Rigi strömten.

Auch bekannte Grössen besuchten die Rigi, unter anderem der deutsche Schriftsteller Johann Wolfgang von Goethe, der in sein Tagebuch schrieb: «Ringsum die Herrlichkeit der Welt.» Eine wahre Welle des Bergtourismus löste schliesslich der Arzt, Naturforscher und Poet Albrecht Haller 1792 aus, als er sein Gedicht «Die Alpen» veröffentlichte. Die Urlauber konnten ab 1816 im ersten Gasthaus der Schweiz «Rigi Kulm» übernachten. «Brehms, Mendelssohn und sogar Goethe sie alle wohnten im Kulm-Hotel», erzählt Renate Käppeli, die das Hotel heute als Familienbetrieb führt. 2016 feierte das Haus seinen 200. Geburtstag. Eine Ausstellung führt anhand von Reise-Utensilien durch die Epochen der Hotel-Geschichte.

Die grosse Stunde der Rigi schlug schliesslich mit dem Bau der Rigi Bahn 1871. Ihre Inbetriebnahme war der erste Schritt der Erfolgsgeschichte der heutigen Rigi Bahnen AG. «Es war eine Weltsensation transportierte sie doch schon bald jedes Jahr mehr als 100000 Fahrgäste auf den Berg und retour», erklärt Kurt Hess, Lokführer und Schreiner der Rigi Bahnen AG, bei einer historischen Führung. Seitdem ist viel geschehen: Im Jahr 1907 wurde die Strecke elektrifiziert, die Dampfloks werden nur noch für Nostalgiefahrten im Sommer genutzt. Aber immer noch fahren die Rigi Bahnen auf dem 1871 installierten Zahnradsystem. Die Zahnstangen und alle technischen Einrichtungen werden tagtäglich sehr aufwändig ja, schon fast liebevoll gepflegt. Regelmässige Begehungen des Streckennetzes und Qualitätsprüfungen garantieren eine sichere Fahrt und ein Fahrvergnügen wie anno 1871.

Der runde Geburtstag wird 2021 mit einem umfangreichen Jahresprogramm einschliesslich Jubiläumsfahrten gefeiert. Besonders auf den exakten Jahrestag der Einweihung, den 21. Mai, dürfen sich die Besucher freuen: Für dieses 150 Jahr Jubiläum der Rigi Bahnen wird die Lok Nr. 7, die älteste Dampflok Baujahr 1873, wieder fit gemacht für eine Nostalgie-Fahrt auf die Königin der Berge.

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HINTER DEN BAHNKULISSEN

Das Licht wirkt schummrig, der Geruch von Kohle und Schmierfett liegt in der Luft. Das Bahndepot wirkt wie aus längst vergangener Zeit, und doch ist hier das meiste noch heute in Betrieb. Keine Frage: Es wird aufregend, wenn man mit Nikolaus Hess einen Blick hinter die Bahnkulissen der Rigi Bahn werfen kann. Denn der Lokführer und Schreiner ist ein wahrer Insider und zeigt die grossen und kleinen Schätze sowie ihre Geschichte und besondere Technik bei einer Depotführung durch die Werkhallen der ersten Bergbahn Europas, entweder in Vitznau oder in Goldau.



Staunend stehen besonders die kleinen Besucher vor der riesigen Lokomotive 16 RB. Gebaut im Jahr 1923 in der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinen-Fabrik Winterthur, ist der grünglänzende Koloss ein besonderes Schmuckstück des Bahndepots. Lange bleiben die Teilnehmer der Führung bei den Dampfloks, den fünf alten und zwei neueren Motorwagen stehen. «Wir haben eigene Mechaniker, Schreiner, Elektriker und Maler, die sich in der mechanischen Werkstatt um die Instandhaltung der historischen Schätze kümmern», plaudert Hess aus dem Nähkästchen. Die Besucher schlendern auch durch den Logistikbereich und das Speziallager, wo die Anlieferung der Lebensmittel, Getränke und Baumaterialien für die einzelnen Hotels per Lastwagen stattfindet, um dann auf die Güterwagen verladen zu werden.



Zum Programm gehört je ein 3-Gang-Menu im Hotel Terrasse am See (Vitznau) oder im Restaurant La Piazza (Goldau). Die Führungen finden ab einer Teilnehmerzahl von zehn Personen statt und kosten CHF 80 pro Person.



Termine

Vitznau: 12. September und 14. November, Goldau: 17. Oktober, jeweils ab 18:00 Uhr. Start der einstündigen Führung ist um 18:00 Uhr, Abendessen ab 19:15 Uhr.

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Jubiläumsprogramm

Am 21. Mai 2021, genau 150 Jahre nach Inbetriebnahme der Vitznau-Rigi-Bahn, soll die Dampflok Nr. 7 die einzige fahrbare Zahnraddampflok mit stehendem Kessel erneut auf die Rigi fahren. Von Juni bis Oktober 2021 können Interessierte ebenfalls Dampflokfahrten in exklusivem Rahmen erleben. Ausserdem können Besucher im ausgebauten Zugangstunnel des Kulm-Hotels die Ausstellung «Vom Pickel bis zum Selfie Stick» besuchen. Laufende Informationen zum Jubiläumsjahr: rigi.ch/150